Logo Bücher Stierle Kelten

Kunden em pfehlungen

Rezensionen von yellowdog:

Wieder eine Entdeckung

Zauberhafte Aussichten von Stella Benson

Die Autorin Stella Benson schreibt eigenwillig. Vor allen hat sie ihre eigene Art von Humor, mal feine Ironie, passsagenweise auch derber. Es ist eine Art von Sprachwitz.
Figuren werden zum Teil über die Dialoge charakterisiert. Kapitel 3 ist zum Beispiel fast vollständig Dialekt.
Eine Frau des nächsten Kapitels sagt häufig schröcklich.

Das ist putzig, aber eine realistische Figur wird sie dadurch auch nicht gerade.
Das ist aber auf jeden Fall die Hauptfigur Sarah Brown, die vielleicht auch ein wenig die Alter Ego der Autorin ist.
Sie trifft eine Hexe, mit der sie sich anfreundet. Überraschend, dass das Thema Magie hier wirklich ernst genommen wird. Komplett überzeugt hat mich das nicht.
Dafür hat Stella Benson immer wieder ausgezeichnete Beschreibungen zu bieten.

Zum Teil liegt es vielleicht auch am Alter des Buches, doch die Zeit des ersten Weltkriegs, wie ihn  die Frauen der Mittelschicht in England erlebten, wird nachvollziehbar. Als Schlüsselroman kann ich das Buch aber nicht sehen.
Eher ist es ein kleiner, sehr lesenswerter Roman und ein sensibel erzähltes Frauenporträt.

im Shop ansehen weitere Rezensionen von

Die vielen Facetten des Familienlebens

Familienglück von Laurie Colwin

Laura Colwin war eine US-Amerikanische Autorin, die diesen Roman 1982 geschrieben hat.
Die findigen Madga Birkmann und Nicole Seifert haben das Buch für die Reihe Entdeckungen aufgetan und den deutschen Lesern zugänglich gemacht.
Es ist ein etwas harmloser Roman, im plaudernden Stil über eine schräge Familie.

Im Mittelpunkt Polly, Ehefrau und Mutter von 2 Kindern sowie ihren Geschwistern und den Eltern, den Solo-Millers. Fast schon ein Clan, wohlhabend und viele sind Juristen.
Bei den vielen exzentrischen Familienmitgliedern wirkt die vernünftige Polly ausgleichend. Doch auch sie hat ein Geheimnis ihren Geliebten Lincoln.

Es ist ein amüsanter Roman, den ich gern gelesen habe. Er zeigt einen klugen Blick auf die Vielfältigkeit von Beziehungen.
Die Herausgeberin Nicole Seifert hat in ihrem klugen Nachwort auch noch einige Aspekte gefunden, die für den Roman und die jung verstorbene Autorin sprechen.

im Shop ansehen weitere Rezensionen von

Eine Frage der Identität

Der Rabbi und die Braut von Karine Tuil

Der Rabbi und die Braut ist ein alter Roman des französischen Superstars Karine Tuil, schon 2001 geschrieben. Dem Buch ist deshalb nicht die Brillanz im Stil zu eigen, der die neueren Bücher kennzeichnet.
Stattdessen wird auf schelmische Art geschrieben. Das hat eine lange, große Tradition. Hier glückt es nicht durchgehend.

Dieser parodistische Ansatz hat den Nachteil, dass die Figuren Stereotype bleiben.
Das gilt vor allen für die Braut, deren körperliche und charakterliche Schwächen auf drastische, abstoßende Art beschrieben werden. auch unser Held, der um seine jüdische Identität kämpft, bleibt leider eindimensional.
Das Buch ist relativ kurz, dafür aber dicht gestaltet.
Immerhin werden einige heikle Themen bearbeitet und das Ende überzeugt durch die Ironie.

im Shop ansehen weitere Rezensionen von

Beste Unterhaltung

Altern von Elke Heidenreich

Elke Heidenreichs neues Buch ist ein sehr unterhaltendes und ein Plädoyer für einen positiven Umgang mit dem Altern.
Ihr eigenes Leben dient dabei als ständiges Beispiel. Hinzu kommen zahlreiche Zitate zum Thema aus der Literatur. Heidenreich zieht altes wie neues , mal Klassiker, mal modern.
Das ganze ist in einem plauderhaften Ton gehalten.

Mal auch kritisch, meist humorvoll.

Ein Buch, bei dem man sich sicher nicht langweilt.

im Shop ansehen weitere Rezensionen von

Bildnis einer Generation

Die letzten Amerikaner von Brandon Taylor

Der 1989 geboren Brandon Taylor hat ein Buch für seine Generation geschrieben . Es ist episodenhaft mit wechselnden Figuren gestaltet. Sie sind alle ungefähr Anfang der Zwanzig und viele von ihnen sind queer.
Einige Figuren fallen besonders auf, zum Beispiel Seamus und dann die Paare Timo und Fjodor sowie Iwan und Goran.

es gibt aber auch Konflikte zwischen ihnen, die der Autor deutlich zeigt.
Es gibt ein paar explizite Szenen, zum Teil mit einer latenten Gewalttätigkeit, die verstörend wirken. Nicht unbedingt ein Lesevergnügen, aber doch ein Roman von Relevanz. Das Buch bietet einen Einblick in die emotionale Welt einer Generation.

im Shop ansehen weitere Rezensionen von

Blowing Rock

Der Friedhofswärter von Ron Rash

Der Friedhofswärter von Ron Rash ist ein ruhiger, sehr amerikanischer Roman und auch sehr eindrucksvoll. Das Buch wird von der ruhigen Sprache und ganz stark von den drei jungen Protagonisten geprägt. Hinzu kommt die Umgebung, den Appalachen, in den fünfziger Jahren.
Jacob ist als Soldat in Korea, während seine Freundin Naomi schwanger ist.

Sein Freund, der gesellschaftliche Außenseiter und Friedhofswärter Blackburn kümmert sich um Naomi.
Jacobs wohlhabende Eltern sind sehr gegen die aus ärmlichen Verhältnisse stammende Naomi und lehnen sie als Verlobte ihres Sohnes ab.
Es gibt anfangs zwei wechselnde Abschnitte, die mit Jacob im Krieg und die zu Hause. Schließlich kehrt Jacob verletzt zurück und wird dann angelogen.
Als Leser ist man nah bei den Figuren.
Rom Rash sorgfältiger Umgang mit Sprache und Figuren sowie Dialogen ist beeindruckend.
Ron Rash ist in den USA offenbar ein sehr anerkannter Autor. Hoffentlich werden in deutscher Übersetzung noch einige seiner Romane folgen.

im Shop ansehen weitere Rezensionen von

Navajo-Kriminalroman

Stunde der Skinwalker von Tony Hillerman

Stunde der Skinwalker ist der sechste Teil von Tony Hillermans bekannter und verfilmter Serie um Ermittler im Navajo-Gebiet.
Hauptfiguren sind die gegensätzlichen Protagonisten Officer Jim Chee und Lieutenant Joe Leaphorn. Von diesen Figuren lebt der Roman.

Schließlich hat das Buch neben einer Vorbemerkung des Autors noch anhängende Texte über Tony Hillerman sowie den Bericht einer Reise mit Tony Hillerman.

Das sind wertvolle Extras für die Fans. Der Neueinsteiger könnte davon überfrachtet sein. Mir ging es so, ehrlich gesagt.
Der Fall an sich hatte mich auch nicht so sehr angesprochen.
Beeindruckt hat mich aber die Atmosphäre, die durch Hillermans Beschreibungen entsteht.

Das Buch ist interessant, aber es fällt doch schwer, so mitten in die Serie einzusteigen. Vielleiht gelingt mir später einmal noch ein besserer Zugang, wenn ich mir den ersten Teil vornehme.

im Shop ansehen weitere Rezensionen von

Die Sicht des Historikers

Niemals Frieden? von Moshe Zimmermann

Der Autor Moshe Zimmermann will sich mit seinem Buch als Historiker von den Journalisten abheben und umfassend darauf blicken, ob es zur derzeitigen Kriegssituation nach dem 7 Oktober 2023 Alternativen gegeben hätte.
Er betrachtet auch den Kontext, z.B. den Zionismus, die Siedlungspolitik, die 2Staatenlösung, selbstverständlich auch die Rolle Deutschlands und den Großmächten.

Besonders das letzte Kapitel des Buches, geprägt vom konstruktiven Pessimismus halte ich für sehr interessant.

im Shop ansehen weitere Rezensionen von

Diskursvulnerabilität und die Gefahren

Die vulnerable Gesellschaft von Frauke Rostalski

Es handelt sich um ein interessantes Buch. Zunächst wird der Begriff der Vulnerabilität im Kontext gesetzt, besonders nach den Erfahrungen der Pandemiezeit und wie sich die Verletzlichkeit seitdem verschoben hat. Das wird zusätzlich durch Zitate verdeutlich z.B. von Byung Chul Han oder Svenja Flaßpöhler.

Die Berücksichtigung der Vulnerabilität kann dem Freiheitsempfinden entgegenwirken, die Risikobereitschaft und Widerstandskraft sinkt ggf.
Die Autorin Frauke Rostalski widmet sich auch dem Begriff der Diskursvulnerabilität am Beispiel der Diskussionen um den Ukrainekrieg und Waffenlieferungen sowie der Klimawandeldebatte. Dieser umfassende Ansatz ist überzeugend.

Wenn es stimmt, dass die Verletzlichkeitsempfindungen in der Gesellschaft zunehmen, sind Einschränkungen der individuellen Freiheit und vermehrt staatliche Überregulierungen wahrscheinlich.
Es ist wichtig, sich dem Bewusst zu sein und das gesellschaftlich zu diskutieren. Man muss damit umgehen.
Dieses Buch trägt dazu bei, auch wenn es nicht gerade ein Plädoyer für die Schutzrechte der Vulnerablen ist.

im Shop ansehen weitere Rezensionen von

Die Suche

Vor einem großen Walde von Leo Vardiashvili

Mit dem auf englisch schreibenden Leo Vardiashvili gibt es eine neue Stimme der Georgischen Literatur. Er schreibt moderner als andere bekannte georgische Schriftsteller. Er lässt das unterhaltende Element mit einfließen, da ihm das selbst wichtig ist.
Es ist ein spannendes Buch über eine Familie, die flüchten musste.

Die Mutter konnte nicht mitkommen. Versuche sie nachzuholen gelangen nicht.
Das ist aber mehr die Vorgeschichte. Der Hauptteil zeigt den Protagonisten, der erstmals seit seiner Kindheit nach Georgien zurückkehrt, um seinen Vater zu finden. Der versteckt sich in den Bergen.
Man ist nah bei der manchmal etwas naiv auftretenden Hauptfigur und man folgt seiner Suche, bei dem ihn ein Freund unterstützt.
Das nicht alle Aspekte des Plots komplett aufgelöst werden, störte mich nicht.
Das Buch zeichnet sich durch eine gut gestaltete Dramaturgie aus, die sich zum Ende hin immer mehr steigert.

im Shop ansehen weitere Rezensionen von