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Kunden em pfehlungen

Rezensionen von yellowdog:

Der Fuchs

Notizen zu einer Hinrichtung von Danya Kukafka

Nach Girl in Snow ist Notizen zu einer Hinrichtung das zweite Buch der Autorin.
Der Roman der amerikanischen Schriftstellerin Danya Kukafka beginnt beklemmend. Das liegt neben dem harten Plot auch an der Erzählform in der zweiten Person. Es fällt auf Anhieb nicht leicht, sich mit dem Protagonisten zu identifizieren.

Ansel Packer sitzt als Häftling 999631 im Gefängnis und wartet auf seine Hinrichtungen. Seine Gefühlswelt wirkt diffus.
Dann folgt eine Rückblende ins Jahr 1973 als Ansel geboren wurde und in ärmlichen Verhältnissen aufwuchs. Es ist ein Umfeld der Gewalt, das Anseln prägte. Die Autorin vermeidet es aber, Entschuldigungen für Anselns Handeln aufzubauen.
Zu den stärksten Figuren des Buches gehört Saffron, die als Ermittlerin Ansel schließlich festnimmt.
Das Buch ist nicht unbedingt leicht auszuhalten als Leser, aber es ist so gestaltet, das man sich auch nur schwer vom Text lösen kann.

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Frühe Erzählungen

Katja von Brigitte Reimann

Frühe Erzählungen der Ikone Brigitte Reimann. Das dürfte nicht nur für Reimann-Experten interessant sein.
Ein interessanter Text in dem Buch ist aber auch das Nachwort, das sehr treffende Feststellungen vornimmt.
Natürlich sind jetzt einige Geschichten dieses Bandes ein Relikt ihrer Zeit.
Die erste Geschichte ist nicht schlecht.

Der für mich stärkste Prosatext ist für mich aber die Titelgeschichte Katja, die Reimann als 20jährige geschrieben hat.
Darin muss die Protagonistin eine schwere Entscheidung für ihr Leben treffen. Diesen Moment kann die Autorin eindringlich darstellen. Beeindruckend.

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Eine Nation zwischen Krieg und Selbstzerstörung

Was wird aus Russland? von Sabine Adler

Die Journalistin und ehemalige Korrespondentin des Deutschlandfunks in Russland Sabin Adler habe ich schon öfter in Interviews und Talkshows im Fernsehen gesehen. Was sie sagt, hat Hand und Fuß. Sie ist realistisch und schätzt den Zustand richtig ein.
Sie schreibt ausführlich über Russland im Kontext des Ukraineangriffskrieg.

Über eine Nation zwischen Krieg und Selbstzerstörung ist ein treffender Untertitel.

Das Buch ist detailliert. Fast schon überfrachtet. Als Leser wird man nahezu erschlagen, aber dafür ist es auch ein komplettes, umfassendes Bild, das Sabine Adler den Leser bietet.
Das Buch hat das gleiche Niveau wie ihr vorheriges Buch Die Ukraine und wir.

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Bonjour tristesse auf Spanisch

Die Unordentlichen von Xita Rubert

Ein ungewöhnliches Buch aus Spanien, dass von der Perspektive der Protagonistin bestimmt wird. Die siebzehnjährige Virginia begleitet ihren Vater. Ziel ist eine Preisverleihung, bei dem auch die Königsfamilie anwesend sein wird.
Sie treffen wohlhabende Freunde aus der britischen High Society, das Paar Andrew und Sonja, und den exzentrischen Bertrand.

Für mich ist der amüsante Text eine Art Bonjour tristesse auf Spanisch

Die Unordentlichen ist Xita Rubert erster Roman. Zwar fand ich Teile des Romans nur so mittel, da vieles vage bleibt, aber es gibt viele interessante Ansätze. Man darf gespannt sein, was von ihr noch folgen wird.

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eigentümlich

Tränensee von R. Kuhn

Tränensee ist ein interessantes, teilweise auch ungewöhnliches Buch. Man ist nah an der Protagonistin Anna dran. Sie ist eine weitgehend passive Figur, gerät jedoch immer wieder an Männer, mit denen sie in Konflikt gerät. Anders war es mit ihrem verstorbene Mann Brock, der ein bekannter Schriftsteller war.

20 Jahre lebten sie zusammen, zum Teil in offener Ehe, bis er plötzlich starb.
Danach hatte sie etwas mit Frieder, einem jüngeren Möchtegern-Journalisten und Angeber.
Als der verschwunden ist, beginnt der Polizist Cellini Anna Fragen zu stellen.
Manche Dialoge erschienen mir etwas knapp und unlogisch. Das hängt aber vielleicht auch mit der Protagonistin und wie sie reagiert zusammen.
Die verschiedenen Figurenkonstellationen sind das Besondere und spannende am Buch, das außerdem eine melancholische Stimmung aufweist. Das erzeugt eine eigentümliche Atmosphäre.

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Erzählt in Reimpaaren

Paare von Maggie Millner

Erzählt in Reimpaaren

Maggie Millner ist eine interessante, junge amerikanische Autorin, die für ihr Buch Paare einen ungewöhnlichen Stil wählt. In einer Form von Prosagedicht, gelegentlich unterbrochen von Textblöcken, erzählt sie von einer Frau, die mit anderen Frauen schlafen will. Das führt zur Trennung von ihrem Freund.

Auch die Beziehung mit der Frau, die sie trifft, wird nicht von Dauer sein und ihre Sehnsucht bleibt.
Das Buch ist voll mit literarischen Referenzen und Zitaten. Das ist geschickt gemacht und ergänzt den Text auf stimmige Weise.
Eva Bonné hat den lyrischen Text gut übertragen, so jedenfalls meine Empfindung.

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Sao Paulo

Die Stadt der Anderen von Patrícia Melo

Patricia Melo, die Liberaturpreisträgerin aus dem Jahr2013 halte ich für eine brillante Schriftstellerin, die die Menschen gut kennt. Sie weiß, deren Stärken (wenige) und Schwächen (viele) darzustellen.
In Die Stadt der anderen wendet sie sich den Menschen zu, die sozial abgehängt in Sao Paulo leben.

Viele leben auf der Straße, mit wenig Hoffnung wieder Anschluß zu finden.
Im Mittelpunkt stehen besonders Chilves, Jessica, Farol Baixo und der Venezualer Seno Chacoy.
Sie versuchen so einiges. Schrott sammeln, Putzen gehen. Aber immer wieder gibt es Rückschläge. Aus der Armut kommt man schwer raus.

Neben einem Spannungsbogen hat der Roman auch eine starke sozialkritische Komponente.

Das großartige am Buch ist, das Empathie für die Figuren vermittelt wird.

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Aus den Kriegsakten Edward III

Essex Dogs von Dan Jones

Essex Dogs ist ein wirklich edel aufgemachtes, hochwertiges Hardcover. Innen gibt es eine Karte. Das ist beeindruckend.
Literarisch bietet das Buch einiges, anders aber auch nicht. Dan Jones schreibt straight und schlicht, vielleicht ist das auch passend für den Kontext. Damit muss ich als Leser mich arrangieren
Die Konstellation um eine Gruppe von Männern kennt man aus alten Filmen wie z.

B. Das dreckige Dutzend oder Die glorreichen Sieben.
Die verschiedenen Dogs haben unterschiedliche Fähigkeiten. Als Charaktere haben sie aber wenig Profil. Der historische Kontext erreicht mich weniger als gedacht. Am Ende des Buches in den Anmerkungen des Autors erwähnt Dan Jones, dass er schon einige historische Sachbücher geschrieben hat, aber das hier ist Fiktion.
Wirklich spannend war das Buch auch nicht unbedingt.
Um ehrlich zu sein, mich hat das Buch enttäuscht. Sollte es eine Fortsetzung geben, was mich nicht überraschen würde, wäre ich nicht mehr dabei.

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Judenhass ist Menschenhass

Judenhass von Michel Friedman

Aus Anlaß des Massakers in Israel durch die Hamas am 07.Oktober 2023 schreibt Michel Friedman über das Gefühl als Jude in Deutschland und der zu geringen Solidarität.
Friedman nutzt die Form der Briefe. Viele Kapitel sind Briefe, die sich an jemanden richten. Brief an die Gleichgültigen, Brief an die Christen, sogar ein Brief an einen Antisemiten ist drin.

Ein gewisser Pathos schwankt bei dieser Form auch mit. Literarisch würde ich das Buch nicht so hoch einstufen.

Der wichtigste Adressat ist vielleicht am der durchschnittliche deutsche Bürger, der vermutlich auch den Großteil der Leser dieses Buches ausmachen wird.

Wer die AfD als Protestwähler erwägt, dem sei dieses Buch empfohlen.
Friedman benennt die Gleichgültigkeit und die Akzeptanz der AfD sowie die Gefahr der Entmenschlichkeit.
Es gibt auch einen Abschnitt, in den sich Friedman an die Juden und Jüdinnen wendet.

Insgesamt ist es ein eindringliches Buch.

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Dieo und Zazie

Weiße Wolken von Yandé Seck

Weiße Wolken ist ein deutsch-senegalischer Familienroman, in dem besonders die Schwestern Dieo und Zazie im Mittelpunkt stehen. Während Dieo mit Simon verheiratet ist und 3 Kinder hat, ist die 7 Jahre jüngere Zazie noch etwas orientierungslos. Den Weg ins Leben zu suchen ist ein wichtiges Thema im Buch.

Die Schwestern sind zwar sehr unterschiedlich, aber sie verstehen sich dennoch und sind sich nahe.
Die Kapitel wechsel zwischen Dieo und Zazie. Auch Simon hat ab und zu mal sein Kapitel.
Als der Vater der Schwestern plötzlich an einem Herzinfarkt stirbt, reise sie nach Senegal zur Beerdigung. Leider sind die Senegal-Passagen kurz gehalten, aber ansonsten hat mich die Plotgestaltung überzeugt. Es ist interessant gemacht und gut geschrieben. Vor allen sind die Figuren lebensecht und man kann ihnen gut durch das Buch folgen. Die Figurenentwicklung ist eine Stärke der Autorin und sie kann die Beziehungen zueinander zeigen. Es ist ein gutes Schwesternporträt.
Mit der in Heidelberg geborene Yandé Seck ist ein vielversprechende, neue literarische Stimme aufgetaucht

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