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Kunden em pfehlungen

Rezensionen von yellowdog:

Literatur, Film und Schach

Das Schachbrett von Jean-Philippe Toussaint

Der in Brüssel geborene Schriftsteller Jean-Philippe Toussaint hat schon einige interessante, meist schmale Bücher geschrieben. Die Bücher kennzeichnet eine besondere Nachdenklichkeit. Das neue gehört auch dazu, das von Autofiktionalität geprägt ist.
In der Gegenwart ist es die Zeit des Lockdowns.

Der Autor bildet in diesen Buch zum Teil auch Kindheits- und Jugenderinnerungen ab.
Er war ein sehr sensibles Kind und die Empfindsamkeit hat er teilweise auch als Erwachsener noch behalten.
Sein Leben wird das Schreiben, aber auch der Film. Und Schach ist ihm wichtig.
Ein Schwerpunkt ist die Arbeit an der Übersetzung von Stefan Zweigs berühmter Schachnovelle. Das macht der Autor äußerst geschickt und zieht überzeugend Vergleiche. Das Buch hat mich animiert, auch den berühmten Film noch einmal anzusehen.
Auch die Beschreibungen über seine Filmarbeiten sind beeindruckend.

Es ist literarisch ein Leckerbissen!

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Eine deutsch-jüdische Familiengeschichte

Nochmal von vorne von Dana von Suffrin

Die Familie, das sind die Erzählerin Rosa, ihre Schwester Nadja, die deutsche Muttern, der aus Israel stammende Vater und Onkel Ari.

Erzählt wird aus Anlaß des Todes des Vaters. Daher wird nicht linear sondern in der Zeit springend zurückerinnert.
Es war keine einfache Kindheit für Rosa. Die ewig streitenden Eltern, die eigenwillige Schwester.

Das überforderte das ruhige, harmoniesüchtige Kind.
Dana von Suffrin hat einen eigenständigen Stil und sie versteht es, die Emotionen der Figuren zu vermitteln.

Fazit: Eine bemerkenswerte Familiengeschichte, mit Figuren, die beim Lesen lebendig werden.

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intensives Jugendbuch

Undurchschaubar von Swantje Oppermann

Noa hat ihre beste Freundin verloren und wechselt die Schule. Die Sehnsucht nach einer neuen besten Freundin bringt sie zum Ausspionieren und Lügen. Mit einer Spyware erfährt sie mehr von Olivia, mit der sie sich anfreunden will. Es ist nicht einfach zu Olivia durchzudringen und in ihre Clique zu kommen.

Doch mit Tricks schafft Noa das.

Selten das man in einem Roman so dicht an einer Figur ist, die man doch klar zu den Tätern rechnen muss. Aber ihre Gefühle werden nachvollziehbar. Verstehen heißt ja nicht gleich akzeptieren. Was Noa da macht, ist falsch, aber sie ist zu sehr in ihrem „Spiel“ verstrickt.

Die ganze Situation zeigt die Autorin Swantje Oppermann geschickt und man ist vom Buch gefesselt.
Und wenn ich als Oldtimer das schon bin, muss es für Kids, die sich hier vielleicht sogar identifizieren können, noch viel intensiver sein.

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Verschwunden

Eine glückliche Zuflucht von Catherine Ryan Hyde

Von Catherine Ryan Hyde habe ich schon ein paar Romane gelesen. Sie hat ein gewisse Niveau, unter dass sie nie geht. So auch hier. Obwohl es dem Roman an Handlung und Tempo mangelt, ist er thematisch relevant und gut zu lesen.
Die Hauptfigur ist Norma, eine Frau Ende fünfzig. Sie hilft einer jungen Frau, die vor dem gewalttätigen Freund flieht.

5 Jahre später hilft sie wieder einer Frau, die ebenfalls vom selben Mann misshandelt wurde. Das ist ein wenig konstruiert, aber dahingehend plausibel, dass Norma die Frau schon von früher kennt.
Im Mittelpunkt steht dann das moralische Dilemma, in dem die Frauen geraten, als dieser Mann des Mordes angeklagt wird. Norma aber weiß, dass das angebliche Mordopfer versteckt lebt.

Der Roman tritt dann eine lange Zeit auf der Stelle, bis eine unerwartete Szene das Problem auflöst.
Der Roman propagiert schlüssig, dass Frauen Frauen helfen sollen. Sie profitieren von Zusammenhalt. Von den beiden Frauen wird Norma angehimmelt. Männer spielen in diesem Buch keine Rolle außer als Bedrohung.
Was mich ein wenig störte war, dass Norma in ihrem Auftreten nicht selten belehrend wirkt. Dieser Aspekt wird aber durch die abschließenden Passagen gemindert.
Das Buch ist gut lesbar, ohne allzu spannend zu sein. Aber für mich war das okay.

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Ein neuer Ermittler

OLAF ERMITTELT - Der Kanzler-Krimi von Wolfgang Hofer


Diese Masche gibt es oft, zum Beispiel ermittelte auch schon Angela Merkel (David Safier) und die Queen (S J Bennett)
Jetzt kommt der Kanzler, der beim Ausführen des Hundes auf eine Leiche stößt. Der Tote war Journalist, genannt HAI und wurde offenbart ermordet.
Dass das hier mit Olaf Scholz vergleichsweise nicht ganz so gut funktioniert liegt vielleicht daran, dass Scholz noch ein aktiver Politiker ist und das in einer Krisenzeit.

Das im Mord ermitteln wäre vielleicht eher etwas für die Zeit nach der politischen Karriere.
Die Sprache des Autors Wolfgang Hofer ist sorgfältig, aber etwas schlicht. Hinzu kommen die überwiegend lahmen Witze. I
Ganz gut wirken die überwiegend philosophischen Zitate, die vor jedem neuen Kapitel kommen.
Auch einige Nebenfiguren wie z.B. der Kommissar Wondratschek oder die Kellnerin Mizzi wirken nicht schlecht, wie auch das gelegentliche kurze Treffen von zeitgenössischen Politikern.
Davon abgesehen taugt das Buch wohl nur für echte Fans des Genres Humor, zu denen ich ehrlicherweise nicht unbedingt gehöre. Daher ist meine Wertung nicht zielgruppengerecht. Auch die Qualität des Kriminalfalls kann ich nicht wirklich bewerten. Er kommt mir belanglos vor.

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Die letzte Front

Yellowface von R. F. Kuang

Rebecca F.Kuangs neues Buch Yellowface ist sehr intensiv, vor allen auch, weil der ganze Text im Prinzip von der Icherzählerin erzählt wird und man daher nah an der Figur dran ist. Die Hauptfigur June Hayward hat eine prägende Stimme.
June ist aber keine idealisierte Figur und auch nicht unbedingt eine Sympathieträgerin.

Aber man kann die Figur teilweise verstehen.
Sie ist Schriftstellerin, zunächst recht erfolglos und mit der Erfolgsautorin Athena Li befreundet. Als June Athena in ihrer Wohnung besucht und mit ihr feiert, erstickt Athena plötzlich. June kann ihr nicht helfen. Aber sie nimmt das letzte Manuskript von Athena mit, überarbeitet es und veröffentlicht es unter ihren eigenen Namen.
Das hat zur Folge, dass sie sehr erfolgreich wird, aber sie hat auch Angst vor Entdeckung und schließlich gibt es im Netz erste Beschuldigungen. Man folgt dem Buch mit Spannung.
Leider reitet June sich immer mehr rein.
Fraglich, ob der Roman ein wirklich wichtiger Beitrag zu der Problematik mit den sozialen Medien ist, doch es war interessant, das so ausführlich dargestellt zu bekommen, z.B. spürt man den enormen Stress, unter dem June leidet, als sie angefeindet wird. Auch den Einblick in die Buchbranche hat man so auch nicht oft.
Wertung: 4 von 5 Sternen.

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MeToo in Dublin

Service von Sarah Gilmartin

Das Thema in Sarah Gilmartins Roman Service ist ein MeToo-Vorfall in einem Dubliner-Restaurant. Die Autorin hat die gute Idee, das ganze aus Sicht von drei verschiedenen Leuten zu erzählen, der Kellnerin Hannah, dem Restaurantbesitzer und Koch Daniel und seine Frau Julie. Alle haben ihre individuellen Stimmen, daher funktioniert das gut und die Beziehungen der 3 Figuren zueinander werden wahrnehmbar.

Daniel muss sich wegen dem Vergewaltigungsvorfall vor Gericht verantworten. Seine Frau Julie zweifelt insgeheim an ihn und Hannah weiß mehr über Daniel. Die Gerichtspassagen sind gut gemacht.
Das Buch wird immer intensiver. Der Romanverlauf ist überzeugend.

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Rural Noir

Pickard County von Chris Harding Thornton

Für mich ist Pickard County kaum ein Kriminalroman. Mehr ist es ein Gesellschafts- und Familienporträt, mit Noir-Elementen. Schauplatz des Buches ist das ländliche Nebraska in den siebziger Jahren. Im Mittelpunkt steht neben dem Polizisten Harley Jensen die Familie Reddick. Das sind neben dem Familienoberhaupt Dell Sr.

seine Söhne Paul und Rick, sowie dessen Frau Pam, eine junge Mutter, die davon träumt aus dieser tristen Gegend wegzugehen.
Während mir Harley als Figur zu sehr auf Distanz bleibt, ist Pam eine gut gemachte Figur, der man die meiste Zeit des Buches folgt.
Die Stimme ist eher düster. Dazu passt auch der eigenwillige, trockene Stil von Chris Harding Thornton. Sie erzählt ruhig, fast kontemplativ. Das trägt dazu bei, die Atmosphäre noch dichter zu machen.

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Ein Labyrinth von verschlungenen Gedanken

Tremor von Teju Cole

Teju Cole hat mit Tremor ein reiches Buch geschrieben, das ganz in einem Fluss ist und Gedanken und Sinneswahrnehmungen  vermittelt.
Auslöser dabei sind Fotos, Film, Gemälde, Musik. Daraus leitet sich häufig Geschichte ab, zum Beispiel bei Turners Gemälde Sklavenschiff von 1840.
Als des Autors Alter Ego dient Tunde, einem Professor in Cambridge, der nigerianische Wurzeln hat.

Auch Reisen spielt eine Rolle, z.B. Tundes Besuch von Mali. Dann geht es nach Nigeria und weitere Stimmen kommen zu Wort. Dadurch wird vielfalt erreicht.

Streckenweise wird Teju Cole sehr ausführlich und detailliert. Manche Passagen sind praktisch Vorträge. Der Autor hat ein Konzept und man muss sich immer wieder neu darauf einlassen.

Man wird hinein gesogen und kann sich treiben lassen durch dieses Buch ohne direkte Handlung, dass aber über so viel Sprachreichtum verfügt. Man kann auch sicher sein, bei einem zweiten Lesen noch mehr zu entdecken.
Das Buch verströmt eine ganz eigene Ästhetik, die zu faszinieren vermag.

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Nirgends ganz zugehörig

Mutternichts von Christine Vescoli

Mutterbücher gibt es viele. Das wundert nicht, ist das doch ein Thema, das viele bewegt.
Das besondere an Mutternichts ist die Sprache, die zwar einfach gehalten ist, aber doch sehr präzise.
Die Erzählerin denkt die ganze Zeit an ihre verstorbene Mutter. Sie beschäftigt sich mit den Leerstellen im Leben der Mutter, die schon als 8jähriges Kind bei Bauern hart arbeiten musste, da es in der Familid wenig zu Essen gab.

Die Mutter ist 1940 geboren, hat karge Zeiten erlebt.
Auf der Suche fährt die Erzählerin sogar selbst erstmals auf diesen Hof, und sie sieht sich Familienfotos an. Es wid die Recherche eines Lebens und dabei geht sie auch weiter in Vergangenheit bis zu den Vorfahren.
Manche Passagen sind bedrückend, doch der Text behält immer eine eindringliche Atmosphäre.

Es ist ein typisches Buch vom Otto Müller Verlag. Von Außen klein und schmal, der Inhalt aber ist gewichtig und Wert, erzählt zu werden.

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