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Rezensionen von Bücher in meiner Hand:

Der Besuch auf Higher Barton lohnt auch anno 1905

Miss Emily und der tote Diener von Higher Barton von Rebecca Michéle

Es geht wieder nach Higher Barton - nun aber im Jahre 1905, also lange vor Mabel Clarence und Sandra Flemming und 35 Jahre vor "Das Flüstern der Wände". Etwas ist gleich: die Frauen auf Higher Barton zeichnen sich alle durch Neugier und eine Spürnase aus. Ebenso legen sie Wert auf Gerechtigkeit, besonders auch in der Gleichstellung von Frau und Mann.

So auch die technisch interessierte Emily, die mit ihrer verwitweten Mutter in London lebt. Emily hilft in den Suppenküchen mit und erwärmt sich für die Ideen der Suffragetten. Nachdem sie bei einer Veranstaltung festgenommen wird, schickt man Emily zu ihrem Onkel nach Cornwall. Emily macht aber schnell klar, dass sie nicht heiraten wird.

Gleich bei ihrer Ankunft wird der erste Diener tot aufgefunden. Das Personal hüllt sich in Schweigen, doch Emily ist neugierig geworden und stellt Nachforschungen an. Dies findet weder der hiesige Vikar noch der Polizist vor Ort gut. Dass der Tod einfach so hingenommen wird, auch wenn einiges sehr fragwürdig daran ist, bringt Emily auf die Palme. Durch ihrer Fragerei bringt sie sich selber in Gefahr, kommt der Sache, sprich der Täterschaft aber immer näher.

Auch dieser Besuch in Higher Barton hat mich gut unterhalten und Spass gemacht. Die Diskussionen von Emily und ihrem Onkel und dem Vikar lassen sich vergnügt lesen - aus unserer heutigen Sicht sowieso. Emily bekommt von der Pfarrhaus-Haushälterin den Rücken gestärkt. Dies und vieles andere lässt erahnen, dass diese neue Reihe in Zukunft grossen Lesespass bieten wird.

"Miss Emily und der tote Diener" macht Lust auf noch mehr Higher Barton - von diesem Anwesen kriege ich wohl noch lange nicht genug.

Fazit: Ein toller Auftakt zur neuen Reihe, die im - vielen Leser*innen gut bekannten - Lower und Higher Barton im schönen Cornwall spielt.
4 Punkte.

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Wem gehört Monroe Manor?

Highland Happiness - Das Herrenhaus von Kirkby von Charlotte McGregor

Normalerweise beginne ich Reihen immer mit Band 1. Auch bei der "Highland Happiness"-Reihe hatte ich dies eigentlich vor, doch aufgrund Zeitmangel hab ich mit Band 3, "Das Herrenhaus von Kirkby", begonnen.

Ich konnte mir aber schnell vorstellen, was, oder eher wer in den ersten beiden Bänden eine Rolle spielte, und freue mich auch schon, diese Geschichten bald zu lesen und mehr über diese Personen zu erfahren.

Die Charaktere fand ich alle sehr sympathisch, angefangen von den beiden Protagonisten Ainslee über Paul zu deren Familienangehörigen und Freunden.

Thematisch ist dieser Band dem Thema "Eltern" gewidmet. Paul steht zwischen seiner eigentlichen Familie, in der er aufgewachsen ist und seiner neuen grossen Familie, da erst kürzlich heraus gekommen ist, dass er der Sohn von Marlin Fraser, dem Besitzer von Monroe Manor ist. Ainslee hat kein gutes Verhältnis zu ihrer Mutter, da sich diese kaum um Ainslee gekümmert hat, und nähert sich auch erst jetzt langsam wieder an.

Historiker Paul, der gerade nach Kirkby gerufen wurde, um die Geschichte seiner "neuen" Familie zu erforschen, trifft auf Ainslee und freundet sich mit ihr an. Schuld daran sind vor allem ihre Hunde, beides Pudel, die Gefallen aneinander haben. Pudeldame Ivy und Pudel Jules tun sich diesbezüglich leichter als ihre Besitzer. Paul ist nämlich bald im Clinch, da das Gerücht herum geht, dass Ainslee die wahre Erbin von Monroe Manor sein könnte.

Während Paul sich an das Leben in Kirkby gewöhnt, sorgen die Hunde für einige Aufregung - und auch für sehr humorvolle Szenen. Ebenso als eine Wahrsagerin Ainslee etwas prophezeit, das sie nicht ernst nimmt und nur darüber lacht. Dabei ahnt die Leserschaft bereits, dass das Gesagte auch auf die eine oder anderer Weise eintreffen wird. Dennoch sorgt die Autorin zusätzlich noch für weitere Überraschungen, was die Lektüre sehr kurzweilig und unterhaltsam macht.

Ich hab mich in Kirkby wohl gefühlt und freue mich auf weitere Besuche. Die Lovestory ging mir aber zu zügig voran und auch das Ergebnis von Pauls Forschung wurde mir zu schnell abgehakt. Da fehlte mir etwas.

Fazit: Ein eigentlich schöner Wohlfühlroman, bei dem mir am Ende vieles zu schnell ablief.
3.5 Punkte.

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Die Zuhörerin

Hör auf dein Herz, auch wenn es stolpert von Heike Abidi

Während Floriane sich noch vom Kater von ihrer Party zum 50. Geburtstag erholt, verlässt ihr Ehemann sie von einer Minute auf die andere - beziehungsweise schmeisst er sie aus der Wohnung. Tags darauf verliert Floriane ihren Job. Und nun?

Die Wohnsituation klärt sich zum Glück schnell, doch beruflich könnte es besser laufen.

Ihr Vorstellungstermine laufen ins Leere hinaus. Ihre ehemaligen Arbeitskollegen kommen auf eine gute Idee, auf die sich Floriane nur testweise einlässt: zuhören auf Bezahlung. Bald stellt sich heraus, dass dies nicht nur ihren Kunden und Kundinnen gut tut, sondern auch ihr.

Dass sich tatsächlich jemand in ihrer Agentur meldet, hätte auch ich nicht gedacht. Doch Floriane hat Erfolg und schlussendlich hat sich nicht nur ihr Leben, sondern das vieler anderer auch positiv verändert.

Heike Abidi baut einige Verbindungen - und im Falle des neuen Nachbars Verwechslungen - ein, die Spass machen und für ein kurzweiliges Lesevergnügen sorgen. "Hör auf dein Herz, auch wenn es stolpert" hat mich gut unterhalten und oft auch zum Schmunzeln gebracht.

Dennoch haben mir andere Bücher der Autorin besser gefallen. Während ich mich an andere Romane der Autorin noch bestens erinnere, merke ich, dass ich ohne meine Notizen keine grosse Ahnung mehr hätte, um was in diesem Roman geht. Etwas, das in Erinnerung bleibt, ist leider ausgerechnet die Szene, als Florianes Ex ihr kaum Zeit gibt, um nach so vielen Ehejahren die gemeinsame Wohnung zu verlassen. Diese Vorgabe fand ich reichlich unglaubwürdig. Der Rest der Geschichte ist dann aber mehrheitlich stimmig.

Fazit: Kurzweiliges Lesevergnügen, das aber nicht allzu lange in Erinnerung bleibt.
4 Punkte.

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Zu viele Köche verderben den Brei

Die Erfindung des Lächelns von Tom Hillenbrand

Ein Krimi rund um den Raub der Mona Lisa im Louvre anno 1911 hörte sich interessant an. Doch ich war sehr schnell ernüchtert, schon nach den ersten Seiten. Ich hielt durch bis zu Seite 100 und überflog den Rest nur noch.

Am meisten Mühe hatte ich mit dem Schreibstil von Tom Hillenbrand in diesem Kriminalroman.

Der liegt mir nicht, es wirkt aufgesetzt und macht keine Lust weiter zu lesen. Zudem sind es viel zu viele Personen, die irgendeine Rolle spielen und somit unzählige Handlungsstränge. Das sollte wohl Spannung erzeugen, für mich war das Gegenteil der Fall: ich empfand das wahnsinnig langweilig.

Ein toller Titel zusammen mit einem eigentlich interessanten Thema - der Raub der Mona Lisa - reicht halt nicht aus, um daraus eine fesselnde oder zumindest interessante Story zu machen.

Fazit: Zu viele Köche verderben den Brei - zu viele Charaktere in einem Krimi ebenfalls.
2 Punkte.

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Ein extra Buch und ein Anhänger

Frau Komachi empfiehlt ein Buch von Michiko Aoyama

Eine junge Frau, die vom Dorf in die Stadt zieht; ein junger Mann, der kurz vor dem Burnout stand und den Job gewechselt hat; eine Frau, die aufgrund ihrer Mutterschaft im Job zurück gestellt wird und zwei weitere Personen, die den Weg in den Gemeindesaal, in dem die Bibliothek untergebracht ist, finden.

Dort arbeitet neben Praktikantin Nozomi Morinaga die Bibliothekarin, Frau Komachi.

"Frau Komachi empfiehlt ein Buch" ist in etwa alles, was Frau Komachi in diesem Roman tut. Sie ist nicht die Hauptfigur, um die sich alles dreht. Es sind die Personen, die zu ihr in die Bibliothek kommen und ein oder mehrere Bücher ausleihen - und dazu von der fast immer nur hinter der trennenden Pinwand sitzenden Frau Komachi immer noch ungefragt ein zusätzliches Buch erhalten. In dem Sinne verbindet Frau Komachi die Geschichten. Auf den ersten Blick ist es somit mehr eine Kurzgeschichtensammlung als ein Roman mit einer geraden Handlung. Doch mit der Zeit gibt es Verbindungen zwischen den Figuren und auch über Frau Komachi erfährt man immer mehr.

Leider wird Frau Komachi sehr negativ aufgrund ihrem Äusseren dargestellt: immer wieder, nicht nur einmal - das ging mir total durch den Strich. Ich hab mir überlegt, deswegen einen Stern abzuziehen, lasse es aber bei 4 Sternen, denn bis auf diese sehr verletzende und absolut unnötige Darstellung hat mir dieser Roman gut gefallen.

Manchmal braucht man im Leben einen kleinen Anstupser, wenn man selbst unschlüssig oder noch nicht mutig genug ist, die eingeschlagene Richtung zu wechseln. Auch wenn dies in diesem Roman auf die ruhige, japanische Art gemacht wird, können wir uns hier in Europa etwas davon abschauen. Vielleicht haben wir keine Bibliothekarin in unserer Nähe wie Frau Komachi, aber vielleicht andere Personen, die ähnliches für uns tun und denen wir bisher nicht zugehört haben. Auch diese Personen kommen in "Frau Komachi" vor.

Im Frühling habe ich "Die Tage in der Buchhandlung Morisaki" gelesen, auch ein Buch, das in Japan spielt und eine Buchhandlung laut Titel eine Rolle spielt, mir hat jenes nicht so gut gefallen, da ich wohl v.a. andere Erwartungen hatte und es dort nur etappenweise um die Buchhandlung geht. Hier hab ich auch etwas anderes erwartet, ein Roman mit Frau Komachi als Protagonist, aber mir gefiel die Story trotzdem viel besser als die andere, da das Verbindende das "richtige" Buch für die "richtige" Person ist. Wie Frau Komachi das macht, bleibt ihr Geheimnis. Man kann es Menschenkenntnis nennen, es ist aber keineswegs irgendwie übersinnlich - falls allfällige Leser*innen deswegen Bedenken haben, ob sie zu dem Roman greifen sollen oder nicht.

Fazit: Erst war ich skeptisch, dann hat mir "Frau Komachi" doch gut gefallen - bis auf ihre Darstellung gibt es uneingeschränkte 4 Sterne von mir.

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Kein Wunder

Ist es nicht ein Wunder, dass es uns gibt? von Jostein Gaarder

Da ich die älteren Bücher von Jostein Gaarder liebe, freute ich mich darauf, sein neuestes Werk zu lesen. Ich erwartete nicht, gleich stark begeistert zu sein, wie ich beim Lesen von "Sophies Welt" oder "Durch einen Spiegel, in einem dunklen Wort" gewesen war, aber eine bestimmte Grunderwartung war schon da: dass mir auch "Ist es ein Wunder, dass es uns gibt?" gefällt.

Nicht mehr und nicht weniger.

Leider war es schlussendlich viel weniger. Die Frage, die der Titel stellt, beantwortet Gaarder gar nicht so recht. Vielmehr schlägt er einen grossen Bogen von der Frage, ob es unsichtbare Dinge gibt - vielleicht sogar einen Gott - zu der Frage nach der eigenen Identität, ob wir ein gutes Leben führen bis hin zum Thema Liebe und/oder Zufall. Schlussendlich ist die Quintessenz dieses Buches aber nur "Hebt Sorge zum Planeten".

Das Buch ist eigentlich ein Brief mit vielen Kapiteln. Ein Brief an Gaarders Enkel und alle, die ihn lesen. Die Lektüre dieses Buchbriefes fand ich sehr ermüdend. Ganz oft dachte ich, dasselbe hatte ich doch schon einige Seiten zuvor gelesen. Ein Aufbau und ein roter Faden soll laut ihm vorhanden sei, doch mich erreichten viele seiner Gedankengänge nicht. Und der zwar gute, aber sich stetig wiederholende Appell zum Klimaschutz, macht aus einem Text noch lange kein Werk, an das man sich wirklich (und schon gar nicht gerne) zurück erinnert.

Fazit: Mich konnte das Buch nicht abholen, es gab mir keine neuen Fragen oder Gedankengänge, die mich während der Lektüre umtrieben. Ziemlich spannungsarm und leider nichts Neues unter der Sonne.
3 Punkte.

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Nicht mein Humor

Mord & Croissants von Ian Moore

Als Titel hätte "Mord & Kaffee" viel besser gepasst, denn die "Croissants" waren quasi schon längst verzehrt. Ich hätte mich wohl auch besser an Kaffee und Croissants gesetzt, ich wäre damit höchstwahrscheinlich viel zufriedener gewesen als nach der Lektüre des ersten Bandes von "Ein Brite in Frankreich".

Der Brite ist Richard, angeblich 53 Jahre alt. So wie er beschrieben wird, macht er eher den Eindruck eines ü65 Rentner. Wobei die meisten Rentner, auch ältere, mehr auf dem Kasten haben als Richard. Richard führt ein chambre d'hôtes, quasi ein B&B. Wieso er das tut, und wieso er dabei nicht wirklich Spass hat, wird nicht erklärt.

Dafür umso mehr, dass ein Gast plötzlich verschwindet und ausser Blut und einem Handabdruck nichts hinterlässt. Auftauchen dagegen tut Valérie d'Orcay, die Richard zum Nachforschen anstachelt.

Am Ende ist alles aufgeklärt, der Weg dahin ist mit skurrilen Charakteren und fragwürdigen Aktionen gepflastert. Leider konnte mich dieser Krimi nicht begeistern, ich fand ihn reichlich langweilig.

Ich wurde weder mit dem Plot noch mit den Figuren warm. Denn es gibt keine einzige normale (und normal agierende) Figur in "Mord & Croissants", alles wird enorm überspitzt gezeichnet, was mich ziemlich nervte.

Fazit: Man merkt, dass Ian Moore ein Comedian ist, sein Humor ist überhaupt nicht mein Fall. Wer seine Spässe mag, wird vielleicht auch diesem Reihenauftakt mögen.
2.5 Punkte.

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Verzettelt

Die Bücherjägerin von Elisabeth Beer

Ich rechnete mit einer Suche nach der im Klappentext erwähnten alten römischen Strassenkarte, doch schlussendlich erwartete mich in "Die Bücherjägerin" mehr Lebensgeschichte-Aufarbeitung als die Jagd nach dem Manuskript.

Die menschenscheu Sarah ist nach dem Tod ihrer Tante Amalia, bei der sie und ihre Schwester aufgewachsen sind, aufgeschmissen.

Sarah kennt nichts anderes als den Job im Antiquariat ihrer Tante und deren Haus, dabei konnten sie beide nur knapp davon leben.

Als Ben, ein britischer Bibliothekar, auf der Suche nach einem bestimmen Kartenausschnitt, bei ihr klingelt, nimmt Sarah ihren ganzen Mut zusammen und reist mit Ben zusammen nach Frankreich und später nach England. Mit im Gepäck zwei Schildkröten. Auf der Reise lernen Ben und Sarah sich besser kennen, öffnen sich einander und erleben das eine oder andere gemeinsame Abenteuer.

Doch Spannung ist kaum vorhanden, denn es gibt viel zu viele Rückblicke in Sarahs Kindheit und Szenen, die ihr wichtig sind. Ihre Gedanken musste ich oft mehrmals lesen, auf die konnte ich mich schlechter konzentrieren als auf die Reise selbst.

Leider bleiben auch die Schildkröten irgendwo auf der Strecke und sind lange nicht mal mehr Beiwerk und auch die Suche der antiquarischen Strassenkarte ist eigentlich nur die Dekoration um Sarahs Geschichte zu erzählen.

Mir war das zu schwermütig. Sarah empfand ich nicht sonderlich sympathisch. Mir scheint auch, dass die Autorin viel zu viele Themen in das Buch reinnehmen wollte und sich damit verzettelte. So war gar nichts richtig spannend.

Fazit: Wenn schon "Bücherjägerin" auf dem Cover steht, würde ich gerne eine Bücherjagd erleben und nicht eine Charakterstudie vorgesetzt bekommen, die mit ein bisschen Suche verbunden ist.
3 Punkte.

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Toller Einstieg in die Welt von ADHSler

Kirmes im Kopf von Angelina Boerger

Eigentlich steht meine Rezension schon lange aus, doch ich wollte warten, bis jemand aus meinem nahen Umfeld das Buch auch gelesen hat. Diese Person ist aber erst jetzt fertig geworden, denn da gab es noch viele andere interessante Bücher zu lesen zwischendurch... Ja, nun ratet: die Person ist vom Thema selbst betroffen - und ich als Angehörige natürlich mit.

An dieser Stelle auch gleich ein kleiner Kritikpunkt: obwohl ich weiss, dass die Autorin in "Kirmes im Kopf" nur ihre eigene Geschichte erzählt, hätt ich mir gewünscht, dass vielleicht auch ihr Umfeld oder ihre Angehörigen zitiert worden wären. Wie gehen sie damit um? Vielleicht wär das ein Thema für ein allfälliges zweites Buch. (Dann aber auch gerne ohne die zu vielen Instagram-Accounts-Erwähnungen.)

Angelina Boerger erklärt in vielen Beispielen, wie ein ADHS-Gehirn funktioniert. Sie liefert erst die wissenschaftlichen Erklärungen und zeigt dann anhand eines praktischen Beispiels, wie das im Leben einer Person mit ADHS aussehen/sich abspielen könnte - oder in umgekehrter Reihenfolge. Mir gefielen die vielen Beispiele der Autorin, etwa das Thema "Bus verpassen", "nicht Autofahren" etc.

Das ganze Buch dient zum besseren Verständnis, wenn man mit dem Thema ADHS konfrontiert ist oder man einfach mal ein bisschen mehr darüber wissen möchte, da ist die Sicht von einer "Betroffenen" erfrischend. Es zeigt auch, dass teilweise Situationen mit ADHS verbunden sind, die man gar nicht auf dem Schirm hatte.

Somit ist "Kirmes im Kopf" als Einstieg in die Materie für alle Interessierten dienlich, unkompliziert hilft es mit zur Aufklärung und Annäherung an das neurodivergente Spektrum.

Wie anfänglich aber schon erwähnt, ist das Buch nur mit eigenen Beispielen der Autorin versehen und deshalb nimmt es nicht das ganze Spektrum auf. Und bleibt somit, trotz aller Annäherung, doch ein bisschen oberflächlich. Nicht jeder Erwachsene, nicht jedes Kind in diesem Spektrum hat es so "leicht" wie die Autorin.

Fazit: Ein toller Einstieg in die Welt von ADHSler, aber eben nur ein Einstieg - zum besseren Verständnis der Personen und nicht tiefergehend oder Beispiele anderer Betroffenen zeigend.
4 Punkte.

PS: Ja, ich weiss, dass die Autorin das Wort "Betroffene" aufgrund negativer Konnotationen unpassend findet - ich verwende es neutral, da ich kein passendes anderes Wort finde.

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Guillaume hat mich begeistert

Das Glück im Sternbild Zebra von Antoine Laurain

Antoine Laurains neueste Geschichte wird in zwei Teilen gegliedert: die Gegenwart erzählt Xaviers Geschichte, die Vergangenheit die des Astronomens Guillaume Le Gentil. Jedes Kapitel wechselt ab, so dass auch bald klar ist, wem das alte Teleskop, das Xavier in einer von ihm verkauften Wohnung findet, ursprünglich gehörte.

Nämlich dem königlichen Astronom Le Gentil, der sich 1761 auf die Reise macht, um den Venus-Transit so nah wie möglich von Pondichéry in Südindien aus zu verfolgen. Doch nichts verläuft so wie geplant und Guillaume bleibt mehrere Jahre in der Gegend und erlebt so einiges in dieser Zeit.

Während wir nun also Guillaumes Abenteuer verfolgen, begleiten wir in der Gegenwart Xavier, der durch das Teleskop erst ein Zebra, dann eine Frau, die ihm den Kopf verdreht, erspäht. Er staunt nicht schlecht, als besagte Frau, die sich in seine Träume schlich, plötzlich in seinem Maklerbüro steht und eine neue Wohnung sucht.

Es ist mal wieder eine bezaubernde Geschichte, die sich Laurain ausgedacht hat. Mir hat vor allem Guillaume beeindruckt mit seiner Höflichkeit, seinem Optimismus und seinen Gedanken über den Himmel, Gott und das Leben.

Xaviers Geschichte fand ich auch schön, vor allem sehr passend und sehr typisch für Laurain, für mich hätte aber dieser Roman auch nur mit Guillaume funktioniert. Ein toller Charakter dieser Astronom!

Fazit: Laurain nimmt uns mit auf eine grosse Reise, die zwar aus den gewohnten Laurain-Bausteinen (leise melancholisch, leise humorvoll, laut charmant) besteht, mich hier vor allem mit der Vergangenheitsgeschichte total begeistert.
5 Punkte.

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