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Rezensionen von Bücher in meiner Hand:

Melancholische Grundstimmung

Die Insel der Orangenblüten - - von Fiona Blum

Ich habe mich sehr auf den neuen "Fiona Blum"-Roman gefreut, mag ich doch ihre vorherigen Bücher sehr. Der Titel und der Klappentext von "Die Insel der Orangenblüten" hörten sich vielversprechend an, weshalb ich es nicht erwarten konnte, es zu lesen.

Doch bald schon merkte ich, dass die Story anders ist als erwartet.

Eine melancholische Grundstimmung durchzieht diese Geschichte, die von Greta und ihren Schwestern handelt.

Sehr schön fand ich den Anfang, als Don Pittigrillo zu Wort kommt und die Insel und baldige Beerdigung von Ernesto Peluso, Gretas Vater, beschreibt.

Greta und ihre Tante Adelina haben nicht mit dem plötzlichen Tod von Ernesto gerechnet. Während die restliche Inselbevölkerung sich fragt, ob die Trattoria nun von Greta weiter geführt wird, ist dies für Greta keine Frage. Schliesslich ist die Insel und die Trattoria ihr Leben.

Ihre beiden Schwestern Lorena und Gina, die zur Beerdigung anreisen, reden kaum mit Gina und werfen ihr auch bald schon an den Kopf, dass sie nun ja endlich die Trattoria verkaufen können. Sie haben sich das aber überhaupt nicht überlegt und auch nicht Gretas Widerstand gerechnet. Erst langsam kommen sich die drei Schwestern wieder näher - und auch dem Geheimnis um ihre Mutter, die eines Tages in ihrer Kindheit einfach verschwand.

Die Figurenzeichnung ist gut gelungen und baut bei allen auf der Entwicklung nach dem Verschwinden der Mutter auf. Jede der Schwestern geht anders mit dem Verlust um, was auch mit dem Rückzug des Vaters zu tun hat. An Entscheidungen, die sie damals getroffen haben, knabbern sie noch heute. Die Tante versuchte sich als Mutterersatz und die älteren Schwestern werfen der Jüngsten seit Jahren still vor, sie wisse etwas, doch Greta kann sich nicht erinnern.

Das Setting auf der Insel ist bezaubernd und kann die traurigen Geschehnisse ein bisschen abfedern. Allerdings kommen Orangenbäume und die titelgebenden Orangenblüten nur am Rande vor. Ein Titel, der etwas mit Wasserbewohnerinnen zu tun hat, hätte viel besser gepasst.

Die Geschichte ist stimmig, mir war sie allerdings zu tragisch und zu melancholisch. Deshalb tue ich mich schwer mit der Bewertung. Aber weil Fiona Blums Schreibstil erneut überzeugt - ihr Sprachstil ist ein Genuss - und ich den Roman trotzdem gerne und zügig gelesen habe - es gab also keinerlei Längen und es kam auch keine Langeweile auf - gebe ich keinen Abzug.

Fazit: Eine melodramatische Familiengeschichte mit Hoffnungsschimmer.
Knappe 4 Punkte.

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Sonntags im Bagno

Sonntags am Strand von Alexander Oetker

Schauplatz des neuen Romans von Alexander Oetker ist ein Bagno an der italienischen Adria. Seit Jahren hält Enzo, der Betreiber des Bagno, strikt an seinem Tagesablauf fest, Sonntags besonders, denn da kommen viele Stammgäste.

Etwa Signor Conte, der einheimische alte Fischer, der Sonntags den ganzen Tag an Enzos Bar sitzt, die Familie aus der Stadt, bestehend aus den Eltern Giulia und Davide mit ihren kleinen Zwillingen und dem Teenie-Sohn Giacopo, Signora Ada aus dem Dorf und das junge Paar Felice und Alberto aus Turin.

Der Autor lässt uns solch einen Sonntag miterleben, in dem er diesen Tag beschreibt. "Da waren drei Farben: Das Weiss des Sandes, das Blau, des Himmels. Die dritte Farbe war ein leuchtendes Gelb". Ein Sonntag wie jeder andere. Oder doch nicht?

Sprachlich sehr schön erzählt der Autor, wie sich Davide und Giulia bereits bei der Anfahrt in die Haare bekommen, wie Alberto scheinbar keine Lust auf nichts hat, während man sich als Leser*in fragt, wieso Felice noch an der Beziehung hängt und Giaocopo dabei zusieht, wie er sich um seine kleinen Geschwister kümmert und sich endlich traut, mit einer Mitschülerin zu sprechen, die sich ebenfalls am Strand aufhält und wie sich die Inhaberin des Bagno nebenan mit Enzo konkurrenziert.

Es ist eine ruhige Erzählung, die es aber in sich hat. Oetker ist ein guter Beobachter. Noch ahnt man, als Enzo (und wohl alle anderen Charaktere) das Bagno bei Sonnenaufgang, all'alba, startklar macht und über seine Besucher nachdenkt, noch nichts von den Geschehnissen des Tages, die in der Nacht, la notte, enden. Themen sind Beziehungen und die Liebe, l'amore, aber auf eine ganz feine, leise Art. Auch die Überraschungen, die sich im Laufe der Geschichte, des Tages, ergeben, kommen genauso leise daher. Es ist ein wenig, als ob man als Leser*in neben Signor Conte sitzt - vielleicht eher am anderen Ende der Theke, man möchte ja niemanden stören und selbst nur beobachten. Am Ende legt man das Buch mit einem zufriedenen Lächeln im Gesicht zur Seite und denkt sich "schön wars".

Nach "Mittwochs am Meer", dem jetzigen "Sonntags am Strand" wird es im Oktober mit "Stille Nacht im Schnee" einen weiteren Roman des Autors in diesem Stil geben. Nachdem ich "Mittwochs" und "Sonntags" gelesen habe, bin ich sehr neugierig auf die "Stille Nacht".

Fazit: Sonntags am Strand (oder auf dem Sofa, im Garten, auf dem Balkon oder im Freibad) lesen!
5 Punkte.

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Zwischen Drinks und Desserts das Gift

Mord in Bordeaux von Sandrine Albert

Da mir "Mord au Vin" gut gefallen hat, war mir klar, dass ich dabei sein möchte, wenn Claire Molinet wieder ermittelt. Claire recherchiert zur Zeit gerade an einem Artikel über einheimische Dessert-Spezialitäten und hat dabei einen baldigen Termin bei Chocolatiere Noémi Fauré.

Noémi bekommt eigene Kapitel, in dem ein wenig über ihr Leben erzählt wird.

Lange blieb ich im Dunkeln, wieso das so ist, weil ich keinerlei Verbindung feststellen konnte, doch ab einem gewissen Punkt machen ihre Abschnitte Sinn.

Derweil überlegt Claire, wieso wohl der bekannte Lokalpolitiker Armande Ducasse bei einem Abendessen im Sterne-Restaurant nur wenige Meter neben ihr "einfach so" zusammen brach. Claire tippt auf einen Giftmord und leitet ihre Beobachtungen an Commandant Raoul weiter, bespricht dies aber auch mit ihrer neuen Mitbewohnerin Eponine, die wie Raoul eine weitere bereits bekannte Figur aus dem ersten Band ist. Die aktuell als Journalistin arbeitende Eponine macht Claire auf eine Verbindung zu einem ähnlich gelagerten Mord aufmerksam. Spätestens ab dann recherchieren und ermitteln alle drei fieberhaft, obwohl auch das Privatleben der Protagonisten nicht zu kurz kommt.

"Mord in Bordeaux" scheint erst einfach gestrickt zu sein. Ein toter Politiker, da kann doch nur die Frau oder ein Gegner als Täter in Frage kommen (so die ersten und vielleicht auch letzten Vermutungen der Polizei, wer weiss?), doch wer den Vorgängerband kennt, weiss, dass Autorin Sandrine Albert auch hier wieder einen Skandal aufgegriffen hat, den sie in diesem Band versteckt.

Claire, Eponine und Raoul lösen hier sozusagen fast gemeinsam den Fall, wobei es Claire ist, die sich in Gefahr begibt. Als Leser*in ahnt man zu diesem Zeitpunkt bereits die Hintergründe und Täter, so dass es aber trotzdem spannend ist, die Auflösung zu verfolgen. Da Raoul und seinem Kollegen Eric neue Mitarbeiter zugeteilt werden, sind auch ihre Schritte spannend zu lesen.

Sandrine Albert schreibt fesselnd. Somit ist dieser zweite Fall nicht nur sehr kurzweilig, sondern wird durch den alten realen Skandal auch interessant. Die Autorin erläutert im Nachwort noch Genaueres zu dessen historischen Begebenheiten.

Fazit: Ein interessanter zweiter Band, den ich gerne gelesen habe.
4 Punkte.

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Nach Anfangsschwierigkeiten wird unterhaltend

Südlich von Porto lauert der Tod von Mariana da Silva

Das Cover von "Südlich von Porto lauert der Tod" überzeugt auf den ersten Blick. Die ersten Seiten leider noch nicht. Es wird von Ria Almeida erzählt, die nach der Beerdigung von ihrem Grossvater für vier Wochen in ihrem Heimatort in Portugal bleibt, um sich hier zu erholen und zu überlegen, wie sie ihre Zukunft gestalten möchte.

Der Kriminalroman beginnt mit vielen Erklärungen zur Verwandtschaft von Ria, was langweilig daher kommt. Dazu wird ständig angedeutet, dass mit Ria was war, dass sie Wunden lecken muss, dass sie mal "richtige" Polizistin war. Aber erklärt, weshalb sie aktuell "nur" auf Streife geht in Stuttgart, wo sie lebt, wird erst viel später. Die Erklärungen konnte ich dann zwar nach vollziehen, aber mir wurde das zu aufgebauscht im Voraus.

Nachdem die tote Frau aufgefunden wurde, nimmt der Krimi endlich Fahrt auf. Der Dorfpolizist Joao Pinto, der Schwager von Ria, nimmt Ria mit, damit sie ihm bei den Ermittlungen hilft. Es ist Ria, die Joao auf einen möglichen Mord hinweist. Erst als die Leiche verschwindet, wird auch Joao skeptisch. Mit einem Mord hatte er es noch nie zu tun, da kann fachliche Hilfe nicht schaden. Die kommt dann auch noch in Gestalt von Kommissar Joaquin Vitor Baptista aus Aveira nach Torreira - ihm wird verschwiegen, dass Ria gar nicht auf diesem Polizeiposten arbeitet. Niemand weiht ihn ein, nicht Joaos Frau, zugleich seine rechte Hand, Mariposa und auch nicht Rias Kinderfreund Nuno, der als Bestatter arbeitet - ihm kam die Leiche abhanden.

Dieses Verschweigen fand ich nicht glaubwürdig, denn zumindest der Bürgermeister, mit dem die drei Ermittler zu tun haben, müsste ja wissen, dass sie nur einen Polizisten im Dorf haben. Unglücklich gewählt ist zudem der Name dieses Dorfpolizisten: auch wenn Joao Pinto in Portugal wahrscheinlich ein Allerweltsname ist, sollte man nicht unbedingt Namen wählen, die bereits von anderen Kommissaren in Portugal-Krimis (so viele gibt es ja nicht) besetzt sind. In der Reihe um Anabela da Silva von Carolina Conrad heisst der eine Kommissar nämlich Joao zum Vornamen und der andere Pinto zum Nachnamen. Das hat mich ständig irritiert, weil ich immer an diese beiden denken musste.

Wenn man dies alles ausblendet, macht dieser erste Band um Ria Almeida aber Spass. Da es nur wenige Verdächtige sind, kann man gut mit rätseln und sich dann doch überraschen lassen. Spannung kommt nicht auf, aber der Fall ist unterhaltend und interessant.

Das Setting, wie der Titel es sagt, südlich von Porto gelegen, finde ich gut gewählt, da es doch einige andere Portugal-Krimis gibt, die Lissabon, die Algarve und Porto schon umfassen.

Die Kapitelüberschriften - portugiesische Wörter, die erklärt werden und später im Kapitel vorkommen - sind eine schöne Idee, nicht nur für Leser*innen, die diesen Krimi in den Urlaub vor Ort mitnehmen. Die Abende, die die vier Freunde Ria, Nuno, Joao und Mariposa bei Onkel Bruno verbringen, bringen Atmosphäre und kulinarische Leckerbissen mit ins Buch.

Fazit: Nach dem holprigen Anfang wird es dann doch noch interessant und ich wurde, bis auf die kritisierten Szenen, gut unterhalten. Ob ich die Auflösung gut finde, weiss ich noch nicht, aber ich kann mit dem Ende leben. Ich freue mich auf weitere Bände, denn das Ermittlerteam macht Lust auf mehr.
4 Punkte.

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Die Luft ist raus

Das Bücherschiff des Monsieur Perdu von Nina George

Ich liebte "Das Lavendelzimmer" (und auch "Die Mondspielerin"), "Südlichter" kam nicht mehr so bei mir an, aber ich hoffte auf "Das Bücherschiff des Monsieur Perdu". Doch leider konnte mich dieser Roman mit dem schönen Cover noch weniger überzeugen als die "Südlichter".

Es scheint, als ob Monsieur Perdu eine Midlife-Crisis durchmacht. Er ist mit nur 55 Jahren behäbig, fühlt sich alt und lässt eher andere für ihn entscheiden. Er ist gegen die moderne Technik, aus Angst, dass sie ihn, den Bücherapotheker ersetzen könnte - anstatt das Beste daraus zu nehmen. Ihm wird geraten wieder als Buchhändler auf seinem Bücherschiff zu arbeiten, weil er so unzufrieden wirkt und in seinem Beruf sicher glücklicher sei als aktuell in der Provence.

Bis er wieder auf dem Schiff unterwegs ist, vergeht ein Drittel des Buches. Bis hierhin hatte ich unendlich lange, ich kam und kam nicht vorwärts, hab das Buch immer wieder weggelegt und dickere Bücher in viel kürzerer Zeit gelesen, dann dieses wieder in die Hand genommen. Aber die Story packte mich gar nicht. Ich hätte jederzeit abbrechen können, - und ich stand wirklich kurz davor - weil der Lesefluss gar nicht erst in Gang kam durch die unendlich vielen Unterbrechungen der Enzyklopädie-Auszügen. Ich las nur aufgrund der Hoffnung, dass ich doch noch einen Funken Zauber vom "Lavendelzimmer" finde, das ich damals so geliebt habe, weiter.

Die Geschichte ist auch schnell erzählt: Jean Perdu wird, wie erwähnt überredet, nach Paris zurück zu kehren und dort sein Bücherschiff, seine literarische Apotheke, wieder in Betrieb zu nehmen und einen Nachfolger dafür finden. Auf der Reise schliessen sich ihm und Max wenige Personen an. Über diese und seine Kunden wird berichtet.

Diese Geschichten, selbst der kurze Gastauftritt des französischen Präsidenten, konnten mich nicht abholen. Zudem wirkt Perdu lebensfremd, zumindest ist er der modernen Welt gegenüber nicht aufgeschlossen und hat Mühe, sich auf Neues einzulassen. Dass er erst auf der Flussreise nach Paris selbst merkt, dass er sich auf das neuerliche Arbeiten als Buchhändler-Apotheker freut, fand ich reichlich spät. Er will anderen "Medizin" verschreiben, merkt selbst aber nicht, was ihm fehlt.

Die vielen Auszüge aus der Enzyklopädie immer am Ende eines Kapitels stören den Lesefluss der eigentlichen Geschichte enorm - der Roman wäre nur halb so lang ohne diese Auszüge, die wie eine Lesebremse wirken. Auch die vielen Schachtelsätze und Zusätze verlängern die Geschichte ohne Geschehen künstlich. Ja, der Weg ist das Ziel, meistens ist es so, aber der Weg sollte halt auch einigermassen interessant sein. Das ist er hier leider nicht.

Die Autorin kann wundervoll schreiben, doch hier übertreibt sie es und der Sprachstil wirkt künstlich aufgeplustert. Manchmal wünscht man sich Fortsetzungen von Büchern, weil man wissen möchte, wie es mit den Protagonisten weiter geht. Manchmal ist es aber besser, wenn man es bei dem einen wunderbaren Bestseller belässt und sich anderen Themen schriftlich annähert anstatt die eine Story immer wieder weiter zu spinnen - und die Leserschaft nur noch gelangweilt ist davon.

Anstatt nochmals einen Jean Perdu-Roman wäre die Veröffentlichung seiner Enzyklopädie meiner Meinung nach die bessere Idee gewesen. Da könnte man hin und wieder einen Eintrag lesen und wäre glücklich.

Fazit: Die Luft ist raus, es ist eine gescheiterte Lesebeziehung zwischen mir und dem "Bücherschiff" - beziehungsunfähig, wie es in der Enzyklopädie der literarischen Apotheke heisst.
2 Punkte.

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Grandioser Roman gegen das Vergessen

Die Kinder von Beauvallon von Bettina Storks

Seit Bettina Storks in "Das geheime Lächeln" kurz Dieulefit erwähnte, wusste ich, über dieses Dorf möchte ich mehr wissen. Das wollte Storks auch - die für ihre akribischen Recherchen bekannte Autorin reiste in die Drôme und konnte sich vor Ort mit Augenzeugen unterhalten. Daraus entstand "Die Kinder von Beauvallon", ein Roman, der in Dieulefit spielt und erzählt, was die Bewohner dieses kleinen französischen Dorfes so Grossartiges taten im zweiten Weltkrieg.

Die Résistance-Bewegung versteckte jüdische Bürger bei Familien und befreite Kinder aus den Lagern. Einige davon kamen nach Dieulefit, in die Schule Beauvallon. Insgesamt waren es 1500 Menschen, die sich dort verstecken konnten vor den "boches", wie die deutschen Besetzer und Nazis von den Franzosen genannt wurden. Anhand fiktiven Figuren wie Agnes erzählt Bettina Storks die Rolle, die Dieulefit (Dieu le fit = "Gott hat es gemacht") in den Kriegsjahren inne hatte.

Radiomoderatorin Agnes soll verdeckt einen Beitrag vorbereiten - die Zeit ist 1965 in Deutschland anscheinend noch nicht reif, um offen über die Kriegsjahre zu reden - um über die Deportation der Sulzbacher Juden zu berichten.

Agnes ist persönlich betroffen, denn ihre Kindheitsfreundin Lily wurde vor ihren Augen deportiert. Alles was sie noch hat, ist ein halbes Fotos mit dem Bild von Lily. Die andere Hälfte hat Lily mitgenommen. Ob Lily überlebt hat, weiss Agnes nicht, denn sie hat nie wieder etwas von ihr gehört. Als Agnes in ihren Recherchen auf Dieulefit stösst, reist sie nach Frankreich und erkundigt sich in Beauvallon u.a. auch nach Lily. So stösst sie auf Jean-Pierre Roche, bekannt aus Storks früheren Romanen, der anscheinend der beste Freund von Lily in Beauvallon war. Lily hat den Krieg überlebt, aber keiner weiss, wo sie sich nun aufhält. Agnes geht allen Spuren nach.

Was für ein grossartige Geschichte - auch wenn Agnes und Lilys Geschichte fiktiv sind, glaubt man beim Lesen jedes Wort. Glaubt, dass sich alles genau so abspielte wie Bettina Storks die Lebensgeschichten der Betroffenen schildert.

Eindrücklich und klar, ohne Sentimentalitäten, aber dennoch äusserst feinfühlig, erzählt die Autorin nicht nur von den Lehrerinnen und Schülern von Beauvallon und den Bewohnern des Ortes, sondern auch anhand Jolie, einer jungen Frau, die so viele Leben rettete, dabei immer in der Gefahr, ihres eigene dabei verlieren zu können.

Fazit: Ein grandioser Roman gegen das Vergessen - gehört unbedingt gelesen!
5 Punkte.

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Tolle Krimireihe, leider der letzte Band

Das verschwundene Fräulein von Elsa Dix

Christian Hinrichs will Viktoria von der Fähre abholen, doch da kommt ihm ein Zwischenfall dazwischen - und kaum ist Viktoria von Bord, werden beide von Badekommissar von Treptow zum Ferienhaus des Flottenadmirals Manteuffel gerufen. Seine jüngste Tochter Ilse ist spurlos verschwunden. Der Admiral denkt, Ilse wäre aufgrund seines Berufes entführt worden und will Christian daran hindern in alle Richtungen zu ermitteln - was er auch trotz Verbot tut.

Die Frau des Admirals hat eine andere Vermutung als ihr Mann. Die teilt sie Viktoria mit. Und so ermitteln Christian und Viktoria getrennt, informieren sich aber mehr oder weniger (ihr könnt euch ja vorstellen, auf wen sich das "weniger" bezieht) über ihre Ergebnisse. Viktoria ist froh, kann sie sich detektivisch betätigen, denn ihre Tante Rosamunde hat sie in die Sommerfrische begleitet und will Victoria unbedingt mit - in ihren Augen - heiratsfähigen Männern bekannt machen. Victoria verbringt ihre Zeit lieber anders, am Ende ist dann die Tante doch noch versöhnt.

Einmal mehr wartet Elsa Dix mit einem spannenden und vielseitigen Kriminalfall auf. Wie in den Vorgängerbänden ist man sofort im Geschehen dabei und hofft zusammen mit Christian und Viktoria auf baldige Ermittlungserfolge. Humorige Szenen wechseln sich mit aktionsreichen Szenen ab, langweilig wird es nie, auch wenn Victoria "nur" im Café sitzt und Kuchen isst.

Wie ich erst nach dem Lesen dieses vierten Bandes erfahren habe, ist "Das verschwundene Fräulein" der leider letzte Band dieser Reihe. Ich hätte gerne erlebt wie Victoria noch einmal ermittelt, es wäre äusserst interessant geworden zu sehen, wie sie das in ihrer neuen Rolle meistern wird. Immerhin wissen nun neue Leser, dass es sich bei der Reihe um einen Vierteiler handelt und man die dafür sehr schnell nacheinander durchsuchten kann, denn die Seebad-Reihe ist echt gut und verbindet historische Begebenheiten an einem wunderbaren Schauplatz mit einer kreativen Krimihandlung.

Fazit: Danke, Elsa Dix, für die schönen Lesestunden, die ich nicht nur mit dem "verschwundenen Fräulein" sondern auch mit den drei vorherigen Bänden verbringen durfte - eine tolle und äusserst lesenswerte Krimireihe!
4 Punkte.

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Kreativ und spannend

Dunkle Verbindungen von Gil Ribeiro

Nach dem fünften und schwächsten Band war ich gespannt, wie es in Fuseta weiter geht. Während in Band 5 der Anfang sehr langsam und harzig beginnt, überstürzen sich hier in Band 6 gleich zu Anfang die Ereignisse.

Erst wird auf einer Golfanlage eine tote Frau gefunden, dann ein Geldtransporter überfallen.

Der mutet ähnlich an, wie viele Jahre zuvor bereits ein ähnlicher Überfall, bei dem Graciana ihren Bruder verlor und seitdem ihr Vater im Rollstuhl sitzt. Graciana denkt, sie sei die Einzige, die richtig kombiniert hat - alle andern aber kommen auf dasselbe Ergebnis und lassen sie ermitteln, im Wissen, wie wichtig die Erfassung dieser Täter für die Familie Rosado ist.

Leander Lost wird immer besser im Chiffrieren der Verhaltens- und Sprechweise seiner Kollegen. Soraya kann mit ihrem Fachwissen in der Therapie für Miguel helfen, auch Leander spielt eine ungewöhnliche Rolle in der Heilung von Miguel. Und Carlos? Ist einfach Carlos und unterstützt Graciana auch im Stillen.

"Dunkle Verbindungen" ist um einiges besser als "Einsame Entscheidung" und ich hätte fast 5 Punkte vergeben, doch ich habe doch einige Kritikpunkte, die ich erwähnen muss: als klar war, weshalb die Frau sterben musste, wird dies gleich abgehakt. Ich hätte mir auch einige weitere Sätze gewünscht, bei anderen Tatsachen, die als Kollateralschaden abgelegt werden.

Dafür fand ich es toll, Duarte mal ganz klein und ruhig, fast schon sensibel, zu erleben. Diese Szenen wurden super gut beschrieben - eine ganz tolle Idee, dass der eitle Pfau sein Gedächtnis verliert. Die schönste Szene ist die, in der Leander, Miguel und Duarte gemeinsam an einem speziellen Ort entspannen. Da spürte man einen Hauch von Freundschaft.

Kreativ gehen auch die Raubüberfälle vonstatten. Gil Ribeiro hat sich da einiges einfallen lassen und zudem gut recherchiert. Die Psychologie und Wesen der Gangsterbande hat der Autor gut beschrieben, natürlich wie immer auch die Konflikte zwischen Portugiesen und Spanier. Wie gewohnt ist auch viel Lokalkolorit mit dabei, gerne würde man sich bei Rosados mit an den Tisch setzen und dem neuesten Klatsch und Tratsch lauschen.

Fazit: Dieser Band punktet mit kreativen Ideen und ist erneut sehr spannend.
4 Punkte.

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Eine Geschichte mit Tiefgang

Das Glück in den Wäldern von Patricia Koelle

Das Lesen von "Das Glück in den Wäldern" (und auch alle anderen Bücher von Patricia Koelle) wirkte auf mich wie ein entspannter Urlaub, der einen sofort mit bereits wenig gelesenen Sätzen vom Alltagsstress runter holt. Buchen sind es diesmal, die im zweiten Teil der Sehnsuchtswald-Reihe eine Rolle spielen.

Im ersten Band waren es Kiefern.

Als Franzi erfährt, dass sie schwanger ist, getraut sie sich endlich, Kontakt zu ihrer älteren Schwester Luna aufzunehmen. Luna schob dies auch schon lange vor sich hin und als sie sich endlich vorgenommen hat, dies im Sommer zu tun, kommt ihr Franzi zuvor. Nach fast 30 Jahren der Trennung haben sie sich viel zu erzählen, und vor allem auch Luna kann Franzi endlich erzählen, weshalb sie und ihr Vater Stellan sich nahe standen.

Der Roman ist eine Reise in die Vergangenheit der beiden Schwestern, erzählt aber auch vom hier und jetzt, vom Annähern der beiden, die ihren Vater und seine Art liebten und im Laufe des Romans weitere Leute kennenlernen, die Stellan und seine besondere Art gekannt haben.

Es ist eine eher ruhige Geschichte, geschuldet der Aufarbeitung der Kindheit der Protagonistinnen, aber auch dem Thema "Hochsensibilität". Es gibt weniger Schauplatzwechsel als üblich, trotzdem gibt es ein Wiedersehen mit dem Geschichtengarten. Auf dieser "Reise" kommen Franzi und Luna auch dem Geheimnis des zweiten Windes aus Band 1 auf die Spur.

Patricia Koelle findet immer wieder spezielle Dinge oder Begebenheiten, die sie in ihren Romanen unterbringt. Wenn ich beim Lesen solche "Dinge" entdecke, freue ich mich direkt schon beim Lesen auf ihre Erklärung im Nachwort, wo sie die gefunden oder wie sie sich real zugetragen habe.

Fazit: Wie immer sorgen ein idyllisches Setting, interessante Figuren und eine Geschichte mit Tiefgang für schöne Lesestunden.
5 Punkte.

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Schlaflose Zeiten

Kretische Nacht von Nikos Milonás

Schlafen? Wird überbewertet. Die "Bösen" auf Kreta agieren aktuell gerne Nachts. Weshalb Michalis Charisteas und Pavlos Koronaios in ihrem fünften Fall viel zu wenig Schlaf bekommen. Zuerst zerschellt ein Boot an einem Felsen, mitten in der Nacht, und nicht nur die beiden Kommissare werden zum Tatort gerufen, auch Jorgos und sogar Karagounas erscheinen vor Ort.

Dass der Polizeihef himself hinkommt ist schon sehr speziell - auch einige andere Dinge, die er in diesem Fall macht.

Die Kreter mögen es zu tratschen, reden aber gar nicht gerne mit der Polizei. In diesem Fall haben es Michalis und Koronaios mit schwierigen Zeitgenossen zu tun: zum einen schützt Revierleiter Christos Minotis seine Dorfbewohner eher, als dass er den Kommissaren etwas preisgibt, zum anderen hauen Zeugen immer wieder ab, und niemand erzählt wirklich etwas Bedeutendes. All das, plus weitere Nachtruhestörungen, erschweren die Ermittlungen der beiden Kommissare aus Chania.

In all dem Gewirr schaffen es Michalis und Pavlos dann doch noch Licht in die dunkle Nacht zu bringen. Privatleben ist kaum drin. Dabei hat Michalis etwas im Sinn. Leider hat seine Familie Wind davon bekommen. Und, erraten, die Familie gibt kaum Ruhe, bis Hannah wieder im Land ist.

Thematisch geht es in "Kretische Nacht" unter vielem anderen um Archäologie und Tourismus, auch um Korruptionsverdacht (warum darf der eine an bester Strandlage bauen und der andere nicht?), ein bekanntes Thema an Urlaubsdestinationen weltweit und leider immer wieder aktuell. Nikos Milonas nähert sich dem Thema an und umrahmt damit seinen neuesten Kriminalroman.

Mit diesem fünften Fall hat der Autor erneut einen intensiven und fesselnden Fall geschaffen. Oftmals gibt es in Krimi-Reihen so um den vierten oder fünften Band herum schwächere Fälle, doch Nikos Milonas hält bisher den Spannungsbogen konstant hoch. Vielleicht gibt es im nächsten Band auskunftsfreundlichere Zeugen, so dass für Abwechslung gesorgt ist. Obwohl ihm die Ideen für weitere Fälle wohl nicht so schnell ausgehen.

Eine schlaflose Nacht haben vielleicht auch die einen oder anderen Leser - nicht weil sie wie Charisteos aus dem Schlaf gerissen wird, sondern weil sie erst gar nicht ans Schlafen denken, solange dieser Band nicht ausgelesen ist.

Fazit: Auch diesen kniffligen Fall lösen Charisteas und Koronaios gekonnt!
5 Punkte.

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