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Rezensionen von Bücher in meiner Hand:

Zwischen Wein, Schokolade und Ballett

Die verlorene Tochter von Soraya Lane

Mich cachte der Klappentext, doch als ich sah, dass es sich dabei um den ersten Band einer achtteiligen Reihe ging, wurde ich skeptisch. Alles hört sich nach einem Dupe der "Die verschwundenen Schwestern" von Lucinda Riley an. Deshalb blieb dieser Band auch lange auf meinem SuB. Dann wagte ich es aber doch, und, ich nehme es voraus, bin mega begeistert von "Die verlorene Tochter".

Soraya Lane baut ihre Tochter-Reihe zwar ähnlich auf, es geht hier aber um Babys, die in London im Hope's House geboren wurden. Das Hope's House, betrieben von Hope Berenson, nahm kurz vor der Geburt stehende Frauen auf und gab den jungen Müttern die Gelegenheit in Ruhe zu entscheiden, was mit ihren neugeborenen Babys passieren soll. Ob die Mütter ihre Töchter behalten, zur Adoption aufgeben, sie können sich auch spontan umentscheiden, alles in sehr liebevoller Atmosphäre. Dies passierte in den 40er Jahren. Hope lernt man in Band 2 ein wenig kennen.

In der Gegenwart werden einige Briefe aus einer Kanzlei verschickt, man solle doch bitte an einem bestimmten Termin zur Kanzlei kommen. Adressatinnen sind sieben junge Frauen, Nachfahrinnen von diesen neugeborenen Babys, die (bis Band 2 jedenfalls) die Grossmütter der Frauen sind.

Wie zum Beispiel Lily hier in diesem ersten Band. Ihre Grossmutter ist vor wenigen Monaten gestorben, deshalb denkt sie erst, die Kanzlei lade sie deswegen ein. Doch es kommt anders und Lily erfährt, dass ihre Grossmutter adoptiert wurde und deren leibliche Mutter, also Lilys unbekannte Urgrossmutter, im Hope House eine kleine Schachtel hinterlassen hatte. Diese und die weiteren Schachteln gefunden hat kürzlich Hope's Nichte Mia Jones und will die Schachteln nun den Erbinnen zukommen lassen.

In der kleinen Schachtel findet Lily ein altes italienisches Rezept und ein ebenso altes Programm der Mailänder Scala. Da Lily eh schon auf dem Weg nach Italien ist, wo sie als assistierende Kellermeisterin einige Monate auf einem Weingut verbringen will, passt das ganz gut und sie kann quasi vor Ort Nachforschungen anstellen, um ihre Neugier zu stillen.

Lilys Mutter ist ein Freigeist und geniesst zur Zeit das Leben mit ihrem neuen Partner. Lilys Vater war Winzer und ist verstorben, als Lily 19 Jahre alt war. Lily hat den Beruf ihres Vaters erlernt und möchte sich nun in Memoriam ihre gemeinsamen Träume erfüllen. Das Weingut, auf dem Lily arbeiten wird, wird von Roberto und Francesca Martinelli betrieben. Beide nehmen sie sofort in der Familie auf und auch mit deren Kindern Vittoria und Antonio versteht sich Lily gut. Der zweite Sohn Mauro ist nur selten vor Ort, aber mit Geschäftsführer Antonio verbringt Lily viel Zeit. Die Liebe zum Wein ist ihre Verbindung, ausserdem hilft er Lily das Geheimnis der Schachtel zu entlocken.

Lilys Urgrossmutter heisst Estée, was Lily erst mit der Zeit erfährt. Ebenso Estées Geschichte. Estée lernt 1937 mit etwa 12-13 Jahren Felix Barbieri kennen - und verliebt sich in ihn. Sie wird von ihrer Mutter bedrängt fürs Ballett alles zu geben und hat praktisch keinerlei Leben ausserhalb ihres Trainings. Felix ist der Spross einer bekannten Bäckerei in Alba, er soll den Betrieb übernehmen und eine bestimmte Frau, Emilie, aus guter Familie heiraten. Estée und Felix mögen zwar beide ihre Berufe, möchten aber entgegen dem Wunsch ihrer Familien ihren eigenen Weg gehen. Während dem Krieg haben sie keinen Kontakt zueinander, danach finden sie sich wieder, mittlerweile erwachsen, aber Felix steht noch immer unter der Fuchtel seiner Eltern.

Die Kapitel wechseln zwischen Lilys und Estées Geschichte. Ich bedauerte es jedesmal, wenn ein neues Kapitel und somit ein Szenenwechsel vorkam, gerne hätte ich die entsprechende Geschichte weiter erlebt. Aber kurz darauf war ich wieder voll drin, so dass ich den erneuten Szenenwechsel wieder bedauerte. Beide Geschichten sind wahnsinnig spannend und gleichermassen interessant, das kommt in diesem Ausmass bei Zeitebenen-Romanen nur selten vor.

Mich hat "Die verlorene Tochter" begeistert und berührt. Es ist eine tragische, aber auch echt tolle Geschichte, die sich Soraya Lane ausdachte.

Der einzige (und sehr kleine) Kritikpunkt hat somit auch nichts mit der stimmigen Handlung oder dem fesselnden Schreibstil zu tun, sondern mit einer Namensgebung: Estée ist ein französischer Name und mich wunderte, dass eine italienische Familie in den 1930er Jahren ihrer Tochter einen französischen Namen gab. Ansonsten ist der Roman uneingeschränkt toll.

Fazit: Eine unglaublich schöne Lovestory und Pageturner durch und durch. Ein Auftakt, der Lust auf die weiteren Bände macht.
5 Punkte.

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Melancholische Reise nach Kuba

Die vermisste Tochter von Soraya Lane

Da mir der erste Band total gut gefallen hatte, war ich auf den zweiten Band gespannt. Es gibt ja Autor*innen, die sämtliche Bücher in etwa gleich aufbauen und das war ehrlich gesagt auch hier meine Befürchtung (wie in meiner Rezension zu Band 1 schon geschrieben, hatte ich einige, bis jetzt nicht zutreffende, Vorurteile gegenüber dieser Reihe) - die zum Glück nicht eingetroffen ist.

Man merkte dies bereits zu Beginn, als der Termin bei der Kanzlei ansteht. Auch Claudia erfährt, dass ihre Grossmutter adoptiert wurde. In Claudias Schachtel befindet sich eine Visitenkarte eines gewissen Christopher Dutton und eine Zeichnung eines Familienwappens. Ihr Vater findet heraus, dass das Wappen zu einer ehemals sehr bekannten Familie aus Kuba gehört.

Claudia lebt in London, verkauft selbst renovierte Immobilien. Da sie gerade ein Projekt fertig gestellt hat und Zeit hat, fliegt sie spontan nach Kuba, um zu sehen, ob sie dort irgendetwas herausfinden kann. Claudia ist eine sympathische Frau, sie geht offen auf Leute zu, ist aber auch ein bisschen zurückhaltend. Sie geniesst ihre Zeit in Havanna und freut sich immer, wenn sich eine neue Spur auftut - mit Hilfe von Matteo und der Familie von Carlos und der Tatsache, dass sich um die Familie Diaz einige Gerüchte verbreitet haben, gelingt dies recht gut.

Währenddessen erfahren die Leserinnen im zweiten Erzählstrang, was sich tatsächlich in der Familie Diaz ereignet hat. Die Frau des Zuckerbarons ist verstorben und er erzieht seine vier Töchter selbst. Die Älteste, Esmeralda, nimmt er 1950 sogar auf eine Geschäftsreise nach England mit, wo sie den Geschäftspartner ihres Vaters kennenlernt. Der erste Mann in ihrem Leben, für den sich Esmeralda interessiert.

Soraya Lane nimmt uns in diesem zweiten Band der "Die verlorenen Töchter" mit ins Kuba der 1950er Jahre und ins Kuba der Gegenwart. Man erfährt viel einiges über die Geschichte des Landes und seiner Bewohner, die Entbehrungen aufgrund Kubas Politik und vieles mehr. Trotz aller Farben und Fröhlichkeit durchzieht diese Geschichte eine grosse Melancholie und Traurigkeit, zudem spürt man durchgehend eine Zurückhaltung, nicht nur in der Person von Claudia. Das ist nicht negativ zu verstehen, sondern einfach eine Grundhaltung und macht den Unterschied zu "Die verlorene Tochter" aus.

Darüber, wie Hope Berenson im Hope's House gearbeitet hat und was ihr wichtig war, wird hier in "Die vermisste Tochter" einiges erzählt. Das fand ich interessant, besonders da man in Band 1 nicht so viel darüber erfahren hat.

Mir hat dieser Band gut gefallen, auch hier konnte ich diesen lesenswerten Roman kaum auf die Seite legen, weil ich unbedingt wissen wollte, wie alles endet.

Man kann - zumindest bisher - die einzelnen Bände separat lesen und muss die Reihenfolge nicht einhalten, da die Geschichten in sich abgeschlossen sind und Hope's House die einzige Verbindung ist. Vielleicht ändert sich das noch im Laufe der Reihe, vielleicht aber auch erst in den letzten beiden Bänden. So jedenfalls meine Vermutung. Dennoch würde ich trotzdem empfehlen, der Reihe nach zu lesen.

Ich freue mich, dass Band 3 bald erscheint, denn irgendwie macht die Reihe süchtig nach mehr.

Fazit: Eine melancholische und tragische Reise nach Kuba, die ich sehr gerne gelesen habe.
4 Punkte.

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Jeden Stein umdrehen

Steinerne Schuld von Paolo Riva

Wer wie ich viel Brunetti gelesen hat, hat beim Wort Vice Questore ein spezielles Bild vor Augen. VC Aurora Mair schafft ihr eigenes Bild, man denkt dabei nicht an Venedig, aber auch nicht an Florenz, wo sie eigentlich stationiert ist, sondern an Montegiardino.

An das kleine Dorf denke ich, wenn ich grün-gelbe Cover sehe.

Bei Montegiardino denke ich auch an die Esel von Luca, an den lebendigen Markt, an Baristo Fabio, der je nach Laune mehr oder weniger gut drauf ist und natürlich an Commissario Luca, seine Tochter Emma, die Ärztin Chiara - und eben auch an Aurora Mair, die Vice Questore.

Im dritten "Commissario Luca"-Band tritt auch sie auf, aber sie scheint den Kopf nicht wirklich beim aktuellen Verbrechen zu haben, sondern anderswo. Luca fällt das auf, lässt sie aber erst mal in Ruhe. Denn er braucht seine Konzentration für die Aufklärung des tragischen Todes von Mauro, der in einem Steinbruch in Carrara als LKW-Fahrer arbeitete. Mauro ist der Vater von Emilia, Emmas Freundin. Er lebte aber nicht in Montegiardino, denn er ist von Emilias Mutter Bianca geschieden. Erst denkt man, es wäre ein Unglück aufgrund eines Bremsenversagens, aber nein, hier half jemand nach.

Es stellt sich heraus, dass Mauro sich für den Schutz der Arbeiter in den Steinbrüchen eingesetzt hat, dies aber nicht von allen für gut geheissen wurde. Er eckte damit bei Arbeitgebern und Mitarbeitern, aber auch bei den Aktivisten, die zur Zeit auch vor Ort sind, an. Luca und Aurora geben erneut alles, um den Fall möglichst rasch aufzuklären.

Neben der spannenden Fallaufklärung wartet "Steinerne Schuld" auch mit viel Wissenswertem zu Steinen, sprich Marmor aus Carrara, auf. Da erfährt und lernt man einiges darüber.

"Marmor, Stein und Eisen bricht, aber unsere Liebe nicht" - das hätte Luca vielleicht mal zwischendrin zu Chiara sagen sollen, denn sie wird eifersüchtig auf die enge Zusammenarbeit von Luca und Aurora.

Während Luca und Aurora über Stock und Stein gehen, drehen sie quasi jeden Stein um und bringen Steine ins Rollen und lassen während ihren Ermittlungen auch keinen Stein auf dem anderen. Bei manchen Verdächtigen haken sie öfters nach, ganz nach dem Motto "Steter Tropfen höhlt den Stein". Wie ein Stein schläft man aber erst, wenn man die letzte Seite dieses Krimis ausgelesen hat.

Fazit: Ein Krimi zum Steine erweichen - hat mir wieder ausserordentlich gut gefallen.
4.5 Punkte.

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Rasante Langeweile

Die Entflammten von Simone Meier

Vincent van Gogh ist einer meiner Lieblingsmaler, deshalb lese ich auch gerne Bücher über ihn. In "Die Entflammten" geht es aber mehr um seine Schwägerin Jo van Gogh-Bonger. Diesen Ansatz fand ich sehr interessant. Er war für mich der Grund, diesen Roman von Simone Meier zu lesen.

Der Schreibstil ist sehr speziell.

Auf eine Art sehr oberflächlich, nicht im negativen Sinn, obwohl viel Details erzählt werde: es sind oft lange Sätze. Und so geschrieben, dass man kaum Luft holen kann. Man kann nicht anders, man muss rasant lesen, so dass es dann wohl eben diese Oberflächlichkeit erzeugt, und trotzdem ist da nicht mehr viel anderes. Nähe wird durch den Schreibstil nicht zugelassen, hält alles auf Distanz und macht leider auch die Geschichte, vor allem jene von Gina in der Gegenwart, sehr langweilig.

Ginas Story, die ihren Vater in Griechenland besucht und ein Buch - über Jo van Gogh-Boger - schreiben will, fand ich komisch. Was der Sinn dieser Geschichte war, konnte mir die Autorin leider nicht wirklich vermitteln. Einfach nur der Gedanke, dass Gina in Vaters Spuren tritt? Die Beziehung der beiden ist schwierig, ihre Kindheit wird aufgegriffen, doch das Ende ist lasch.

Ohne Gina hätte dieser Roman für mich wohl besser funktioniert. Die beiden Storys wechseln sich im Ebook fast pausenlos und nahtlos ab, was zum schnellen Schreibstil passt, aber ausser dem Van Gogh-Bild aus Ginas Zimmer gibt es dennoch keine Verbindung zwischen den beiden Geschichten.

Die Geschichte mit Jo ist ein bisschen interessanter, aber auch nicht wirklich, wenn man schon viele Bücher über Vincent van Gogh und andere Impressionisten gelesen hat.

Eh schon nicht begeistert vom Roman, haben mir die letzten dreissig Seiten mit hauptsächlich Fantasiegesprächen zwischen Jo und Gina dann gar nicht mehr gefallen. Da konnte die schöne Sprache auch nichts mehr heraus holen, sie kommt schlicht nicht zur Geltung, weil das Erzähltempo viel zu hoch ist und das Endergebnis fad.

Fazit: Rasant präsentiert, aber mir viel zu langweilig und emotionslos.
2.5 Punkte.

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Ausflug auf die Isle of Mull

Ein schottischer Buchladen zum Verlieben von Emma Bishop

Buchläden in Büchern sind immer gut und Schottland zieht bei mir auch. Als ich den Roman in der Vorschau gesehen habe, dachte ich erst an einen Stand Alone, doch kurz vor dem Erscheinungstermin fand ich heraus, dass "Ein schottischer Buchladen zum Verlieben" der erste Band einer Trilogie ist.

Es geht darin um drei Freundinnen, die auf der Isle of Mull leben. Im vorliegenden Band geht es hauptsächlich um Allison, die eine Buchhandlung führt. Ganz in der Nähe ist der Blumenladen von Lin und nicht viel weiter weg Haileys Café. Man lernt alle drei gut kennen und das, was von man von ihnen mitbekommt, macht definitiv Lust darauf, auch die Geschichten von Lin und Hailey zu lesen.

Die drei leben gerne auf der Insel, auch wenn anderswo die Möglichkeiten grösser wären. Sie sind grösstenteils zufrieden, wenn auch zwei Drittel von ihnen sich der Liebe nicht entziehen würden, würden sie sie entdecken. Doch entsprechende Männer gibt es kaum welche auf der Insel.

Die Gerüchteküche brodelt heiss, als Jamie Pearson wieder auf der Isle of Mull auftaucht. Auch Ally ist überrascht und fragt sich, wieso er wohl zurück gekehrt ist. Sie selbst stellt eigene Vermutungen an, besonders nachdem Jamies Tochter Anna - die sich oft die Nase am Schaufenster der Buchhandlung platt drückte, bevor Ally ihr erlaubte, einfach so in den Laden reinzukommen - eine bestimmte Äusserung von sich gab - anstatt ihn einfach konkret danach zu fragen. Anna verbringt Zeit bei Ally, Jamie ebenso, aber selten gemeinsam. Langsam lernen sich die beiden näher kennen und verlieben sich.

Bis zum Happy End passiert aber so einiges, und somit ist jede einzelne Seite lesenswert. Um es mit Mister Tenner zu sagen: "Bei solchen Büchern ist das Ende doch eigentlich immer klar. Nur der Weg dorthin ist so aufregend." (S.63/303 im eBook)

Genau so war es auch, weshalb mich dieser erste Band total überzeugt hat. Ich wollte gar nicht mehr aufhören zu lesen. Die Geschichte der beiden wird toll aufbereitet, denn es ist sehr spannend, gemeinsam mit Ally und Jamie ihre jeweiligen Familiengeschichten zu entdecken. Ausserdem fühlt man sich wohl auf der Isle of Mull und wird fast auch schon zum Einwohner, weil man quasi mit lebt und gefühlt seine Bücher auch bei Ally kauft und sich bei Lin Kaffee und Kuchen und ab und an ein Mittagessen gönnt.

Emma Bishop ist das Pseudonym von Tanja Neise. Bisher hab ich noch nie etwas von ihr gelesen, aber das wird sich ändern. Von daher ist es natürlich perfekt, dass es sich bei "ein schottischer Buchladen zum Verlieben" eben doch nicht um einen Stand Alone handelt. Am liebsten hätte ich ja sowieso gleich weiter gelesen. Bedingt ist das zwar möglich, denn im Anhang ist als Leseprobe das erste Kapitel des zweiten Bandes abgedruckt, aber es ist halt trotzdem gemein, wenn man direkt weiter lesen möchte ;-)

Fazit: Toller und beeindruckender erster Band der Isle of Mull-Reihe!
4.5 Punkte.

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Champagner für alle

Das kleine Weingut in Frankreich von Julie Caplin

Hattie, die bereits in "Das kleine Schloss in Schottland" einen Auftritt hatte, wird von ihrem Onkel gebucht, um die Hochzeit seiner Tochter zu organisieren. Nicht in London, sondern auf einem kleinen Weingut in Frankreich soll die Hochzeit stattfinden. Auf Hatties Ankunft ist allerdings niemand vorbereitet.

Nur Luc, der Sohn der Winzerfamilie, der auch erst vor wenigen Stunden heimgekehrt ist, nimmt sich Hattie an.

Luc will gegen den Willen seines Vaters wieder Champagner aus den eigenen Trauben produzieren, die in den letzten Jahren an andere Hersteller verkauft wurden. Er rechnet mit der Unterstützung seiner Grosstante Marthe, die sonst immer an seiner Seite ist, aber sie blockt ab und möchte Luc auf das nächste Jahr vertrösten.

Hattie hingegen muss gegen Yvette, die Tochter der trauernden Haushälterin Solange antreten, die ihre eigene Hochzeit ebenfalls auf dem Weingut feiern will. Hattie schlägt sich super. Andere hätten längst aufgegeben, doch Hattie findet einen Weg - vor allem auch mit Hilfe von Charakteren aus vorherigen Bänden, wie zum Beispiel Fliss, die sich mit dem brummligen Winzer Alphonse ein Duell liefert.

Luc und Hattie ziehen nicht unbedingt am selben Strick, zumindest nicht zu Beginn, doch die Anziehung der beiden ist unübersehbar. Luc erklärt Hattie den Weinanbau, unternimmt Ausflüge mit ihr, die Hattie sehr geniesst. Doch bei all dem, was auf Hattie einprasselt, wäre ich längst nicht so ruhig geblieben wie sie. Sie meistert die Komplikationen toll, und auch Luc ist einer, der sich wehrt und nicht alles nimmt, wie es kommt.

"Das kleine Weingut in Frankreich" ist wieder ein toller "Romantic Escape"-Band, der zehnte bereits. Es ist ein Roman zum Entspannen, während man die Geschehnisse auf dem Weingut verfolgt. Lust auf die eine oder andere Köstlichkeit, sei es in fester oder flüssiger Form, bekommt bei der Lektüre sehr schnell.

Julie Caplin fängt die Atmosphäre der Champagne durch Ausflüge nach Reims und Marktbesuche toll ein und bringt zudem auch am Ende ein bisschen Spannung in die Geschichte, als Luc auf seinem Areal etwas entdeckt.

Ich hab die Lektüre sehr genossen und freue mich auf weitere "Romantic Escapes"-Romane.

Fazit: Dieser Band ist wirklich eine romantische Flucht aus dem Alltag! Hab ich sehr gerne und genüsslich gelesen.
5 Punkte.

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Einfühlsam und leise

Der Buchclub – Ein Licht in dunklen Zeiten von Annie Lyons

"Der Buchclub - Ein Licht in dunklen Zeiten" ist eine eher ruhige Erzählung, in der zwar sehr viel geschieht, aber die doch sehr leise ist. Ich fand es sehr angenehm, denn die Geschehnisse sind stark und laut genug, so dass man sie nicht noch mit Trompetenwirbel schildern muss.

Man kann den Roman übrigens auch nicht mit "Die Bibliothek der Hoffnung" vergleichen.

Trotz Bücher und Krieg als sich überschneidende Themen sind die beiden Bücher sehr verschieden und erzählen andere Geschichten.

Im Original heisst der Titel "Air Raid Bookclub", also "Luftangriff Buchclub", der mir passender erscheint, als der deutsche Titel, von dem man denkt, dass es im Roman um einen Buchclub und noch ein bisschen um das Drumherum geht. Doch es ist umgekehrt, es geht um das Drumherum, also vor allem um Gertie Bingham und ihr Umfeld.

Gertie ist müde, kommt über Tod von Harry nicht hinweg und will ihre Buchhandlung aufgeben, doch dann kommt Hedy und der Krieg. Und sie macht weiter. Gertie mochte ich - eigentlich ist sie tatkräftig aus Leidenschaft und in Persona, doch der Tod ihres Mannes hat sie lebensunlustig gemacht. Glücklicherweise kann sie immer wieder dieser leichten Depressionstrauer entkommen, auch über ihren Schatten springen, wobei man spürt, welche Energie sie in sich trägt.

Auch Betty, Charles Ashford und Onkel Thomas Arnold sind sehr sympathisch, Miss Snipp, ist, wie ihr Name schon sagt, schwieriger. Harry, Gerties Mann, muss wunderbar gewesen sein, man erlebt ihn nur im Prolog auf den ersten Seiten. Es kommen viele weitere Figuren dazu: junge, wilde Teens and Tweens und solche im gesetzteren ruhigen Alter.

Hedy zum Beispiel, die 14jährige, die aus Deutschland geholt wird, um in England in Sicherheit zu leben. Die kinderlose Gertie fragt sich, wie das Zusammenleben mit Hedy funktionieren soll, zu Recht, aber bald verbindet sie mehr als nur die Liebe zu den Büchern.

Diese Liebe zu Büchern ist bereits auf den ersten Seiten merklich spürbar und hält bis zur letzten Seite an. Einige Figuren müssen sich erst auf Bücher einlassen, innert Kürze merken jedoch alle, dass die in Büchern erzählten Geschichten vom bedrohlichen realen Leben ablenken können. Besonders während man im Schutzbunker sitzt - und da kommt der Buchtitel ins Spiel.

Der Roman ist geprägt von Freundschaft und Mut. Beides brauchen alle Charaktere. Unter anderem wird eindrücklich geschildert, wie Hedy auf Lebenszeichen ihrer Eltern und ihrem Bruder wartet, und später auch alle vor Ort, als in England die Männer in die Armee eingezogen werden und niemand wird allein gelassen.

Die Kapitel werden mit Zitaten aus Klassikern überschrieben, das hat mir gut gefallen.

Fazit: Einfühlsamer Roman, der sich leicht lesen lässt.
4 Punkte.

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Zweigeteilt

Engel und Heilige von Eliot Weinberger

Der Autor trägt Wissen, Ansichten und Legenden über Engel im Laufe der Jahrhunderte und aus der Geschichte zusammen. Eliot Weinberger sammelt sozusagen Aussagen von Kirchengelehrten, berühmten Leuten und "Heiligen", in welchen sie ihre diversen Vorstellungen wie Engel aussehen und was sie tun, kund tun.

Dazu schreibt Weinberger kurz dazu, welche Engel tatsächlich in der Bibel erwähnt werden und welche nicht. Er stellt Aussagen nebeneinander ohne zu werten.

Bis hierhin fand ich das Buch gelungen, interessant und auch humorvoll.

Nun folgt der zweite Teil des Buches, in dem es um Heilige und Märtyrer geht. Der Autor zählt die Wundergeschichten einiger "Heiligen" auf. Manche sind bekannter als andere, von den meisten hab ich noch nie gehört. Allesamt sehr "unglaubliche" Lebensgeschichten, oft nur mit einem einzigen Satz beschrieben. Diese Aufzählung hab ich nicht verstanden, sie hat mich auch nicht interessiert. Ich frage mich, was daran - und für wen - das irgendwie lesenswert sein sollte.

Diesen zweiten Teil hätte es nicht gebraucht, da es keinerlei Mehrwert gibt, denn die vielen Namen hat man spätestens eine Seite später schon wieder vergessen. Vielleicht wäre dieser Teil lesbarer gewesen, wenn der Autor sich vielleicht nur auf die "vielen" Teresas oder Hyazinthen beschränkt hätte und statt nur Namen aufzählen, noch etwas dazu geschrieben hätte, Gemeinsamkeiten ausserhalb des Namens zum Beispiel.

Fazit: 4 Punkte für den Teil mit den Engeln. Der zweite Teil ist völlig nichtssagend und unnötig, deshalb keine Punkte dafür.

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Alles geklärt?

Die Hafenärztin. Ein Leben für die Hoffnung der Menschen von Henrike Engel

Im vierten Band der "Hafenärztin"-Reihe geht es Schlag auf Schlag:
Anne kann leider noch nicht aufatmen nach den Erlebnissen in Band 3, sie muss erst noch gegen ihren Vater vor Gericht aussagen. Helene ist beflügelt von ihrem Besuch in Berlin und hat das Gefühl, nun endlich zu wissen, wie sie sich beruflich weiterbilden möchte.

Zurück in Hamburg fühlt sie sich oft verfolgt, einige Sabotagen deuten klar darauf, wer das sein könnte. Sie freut sich zwar über die Heimkehr ihrer Mutter Fanny, die ihren Bruder Klaus in Havanna aufspüren konnte und ihn heimbrachte, doch die Sorgen um ihn sind gross. Auch jene um Paulina, die ihren Eltern immer noch nicht sagen will, wie es um ihre Ehe steht. Berthold wird gegen seinen Willen befördert, er macht sich Sorgen um einige seiner Kollegen, möchte sich aber endlich auch seiner Vergangenheit stellen, denn vorher, so denkt er, kann er Helene nicht heiraten.

Obwohl es im vierten Band hauptsächlich um das Privatleben von Anne, Berthold und Helene geht, folgt hier dicht gedrängt ein Ereignis aufs andere. Aufatmen ist weder für Anne noch für die Leserschaft angezeigt. Bald muss ein Mord geklärt werden und Anne steht mal wieder mitten drin.

Die Entwicklung sämtlicher Charaktere von Band 1 bis zu Band 4 fand ich bemerkenswert. Selbst Klaus, Helenes Bruder, macht eine enorme Entwicklung durch.

Die Suche nach Bertholds Frau fand ich gut, mit etwas Ähnlichem hab ich vom ersten Band an gerechnet, aber das Ende davon war zwar schon auch logisch, aber irgendwie trotzdem unbefriedigend. Im ersten Drittel hatte es mir zu viele Wiederholungen - sie waren zwar gut verpackt, aber halt zu viel, und mal ehrlich, nur ein winziger Teil der Leserschaft beginnt eine Reihe beim voraussichtlich letzten Band zu lesen.

Und noch ein letzter Kritikpunkt, adressiert an den Verlag: die Titel sind recht sperrig, man erinnert sich an den Reihentitel. aber nicht an die einzelnen Buchtitel, höchstens an: da war doch mal was mit "Ein Leben"... Den Rest kann oder will man sich nicht merken.

Die Hafenstadt Hamburg als Schauplatz erweist sich hingegen als genial ausgesucht, da die Stadt Anfang des 20. Jahrhunderts durch die Schifffahrt ein Dreh- und Angelpunkt war und "neue Moden" sich hier schnell etablierten.

Medizinische und psychoanalytische Fortschritte und Therapiemöglichkeiten der damaligen Zeit werden erörtert, leider auch Rückschritte, wenn man an gewisse Reden denkt. Interessant wie bereits beim letzten Band, was man sich von Heroin als Medikament erhoffte. Gegen Husten sollte es helfen und gegen Alkoholsucht, aber es stellte sich heraus, dass es nur eine neue Abhängigkeit oder sogar Todesfälle hervor ruft. Mit einem solchen beginnt dieser vierte Band.

Hoffentlich kehrt nun endlich Ruhe für alle Beteiligten ein, man möge es ihnen gönnen. Dennoch hat sich die Autorin für ein allfälligen fünften Band noch einige Türen offen gehalten: Helene und Berthold könnten vielleicht für einen eigenen Band sorgen, und bei Annes Verwandtschaft ist ja auch noch etwas nicht ganz geklärt. Schaun wir mal, ob und wie es weiter gehen wird.

Fazit: Unterhaltender vierter Band, der praktisch alles Offene zu einem guten Ende gebracht hat.
4 Punkte.

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Frida als eigenständige Künstlerin

Ich bin Frida von Caroline Bernard

Obwohl es schon fast fünf Jahre her ist, seit ich "Frida Kahlo und die Farben des Lebens" gelesen habe, konnte ich mich an vieles wieder erinnern und hatte keine Mühe, den Einstieg zu finden, da dieser Roman hier nur die Zeit vom Sommer 1938 bis März 1939 beleuchtet.

Es ist die Zeit, in der Frida sich dem ewigen Hin und Her zwischen Diego, der Kunst und sich selbst stellt und einen Weg sucht, sich selbst zu sein und nicht nur Diegos Frau, die vielleicht auch noch Frühstück macht oder kocht.

Die Frida, die entscheidet, dass auch Frauen Affären haben dürfen und dies nicht nur Männern gestattet ist. Dass sie eine eigenständige Künstlerin ist und nicht einfach nur die Frau von.

Die Autorin zeigt eine Frida Kahlo, die zwar mit sich selbst ringt, aber hier einen Ausweg findet. Sie zeigt Frida als Frau und als Künstlerin, die alles in sich aufsaugt; die Farben, Formen, Politik, Beziehungen und vieles mehr aufnimmt und daraus ihre eigene Kunstsprache entwickelt.

In diesem Zusammenhang hat mir vor allem die eine Szene in Paris gefallen, als Frida beim Fahrradfahren stoppt, um die Natur, das Erwachen des Frühlings, das in Europa so anders ist als in Mexiko, zu betrachten und dabei neue Farben wahrnimmt.

Fridas Beziehung zu Nick Murray wird erzählt, auch, dass er nur sie will, aber nicht versteht, dass ein Teil ihres Herzens immer Diego gehören wird, egal, wie der mit ihr umgeht. Auch die Affäre mit Michel in Paris: er, der sie und ihre Kunst versteht, sich Zeit nimmt und das, was sie zusammen haben, schätzt, ohne Ansprüche zu stellen, und einfach die gemeinsame Zeit geniesst und das in aller Ruhe und Stille - im Gegensatz gestellt zu der heftigen, temperamentvollen und oft lautstarken Beziehung zu Diego und den Ansprüchen von Nick. Und immer im Nacken die tickende Uhr, da Frida genau weiss, dass ihr geschundener Körper es nicht sehr lange mitmacht. Dies alles hat die Autorin perfekt herausgearbeitet, so dass man sich fast als unsichtbare Begleiterin von Frida fühlte, hautnah dabei sozusagen.

Ich war von der ersten Seite an gefangen, denn Caroline Bernard schreibt wieder so gut, dass man einfach immer weiter lesen muss. Sie bringt alle Ambivalenzen, Emotionen und Hintergründe wahnsinnig gut und stimmig aufs Papier.

Vielleicht hat die Autorin in ihrem zweiten Roman über die Kahlo bewusst diese - für mich sehr symbolischen - neun Monate, heraus gepickt. Diese knapp neun Monate, in denen dieser Roman spielt, die waren für die Malerin innerlich lebensverändernd. Interessant aber auch, dass eine Schwangerschaft neun Monat dauert, hier vielleicht auch sinnbildlich für dieses eine sensible Thema für Frida, die keine Kinder bekommen konnte und sehr unter ihren Fehlgeburten litt, aber auch neun Monate um selbst mit einer Idee schwanger zu sein. Mit der Idee, mit innerlichen Arbeit ihr Selbstbild zu kreieren und heimzukommen und selbstbewusst sagen zu können: "Ich bin Frida."

Fazit: Hervorragend geschrieben!
5 Punkte.

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