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Rezensionen von Bücher in meiner Hand:

Etwas fehlte mir

So was wie Freunde von Bella Osborne

Ganz anders als ihre bisherigen Romane ist Bella Osbornes neuester Roman "So was wie Freunde". Auch wenn Familienbeziehungen bei ihr immer Thema waren, könnte man hier meinen, man lese ein Buch von einer anderen Autorin. Das einzige Gemeinsame ist das tiefe Selbstwertgefühl ihrer Figuren.

Der alkoholkranke Vater von Tom will, dass Tom mit der Schule aufhört und arbeitet, damit Geld reinkommt. Doch Tom will unbedingt studieren. Und er möchte Farah kennenlernen, weiss aber nicht wie, woraufhin er sich Bücher in der Bibliothek ausleiht. Dort trifft er auf Seniorin Maggie, die alleine auf einer Farm lebt und Schafe züchtet. Der einzige Ort, an dem sie unter Menschen ist, ist die Bibliothek, wo sie in einer Lesegruppe teilnimmt.

Tom braucht jemand, der sich um ihn kümmert und Maggie jemanden, um den sie sich kümmern kann, und so werden die beiden "So was wie Freunde". Und gemeinsam stehen sie ein und auf für die Bibliothek, die geschlossen werden soll.

Der Roman ist gut geschrieben und nimmt viele und zwar ausschliesslich schwere Themen auf. Die Entwicklung der Figuren ist stimmig und glaubwürdig. Maggie wie auch Tom sind tolle Charaktere, beide haben auch Humor, aber sie kamen mir nicht nahe.

Ich wollte nicht, wie bei anderen Büchern der Autorin, unbedingt so schnell wie möglich zu Ende lesen, die Story hat mich aus irgendeinem Grund zu wenig berührt oder interessiert. Sass ich dran, kam ich zwar vorwärts, aber das wiederaufnehmen der Lektüre war nie "dringend".

Während die privaten Teile gut gelöst wurden, fand ich die Rettung der Bibliothek nicht wirklich gelungen geschildert, das lief eher nebenbei. Dieser Strang wurde, zwar nicht künstlich, aber dennoch, in die Länge gezogen. Für einmal finde ich den deutschen Titel deshalb sehr viel passender als den englischen, denn es geht tatsächlich viel mehr um Freundschaft als um "The Library".

Fazit: Der gute Schreibstil hätte 4 Punkte verdient, mich konnte die Geschichte aber zu wenig abholen.
3.5 Punkte.

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Ein würdiger Abschluss

Eine Ewigkeit für uns von Marie Force

Mittlerweile sind keine Kinder mehr übrig in der Abbott-Familie und somit ist es mein letzter Besuch in Butler, Vermont. Auf diesen Band hab ich mich gefreut - ihm aber auch mit einem tränenden Auge entgegen gesehen, denn von dieser Reihe hätte ich gerne noch mehr lesen wollen. Obwohl in praktisch allen Bänden oft repetierende Dialoge vorherrschen, mag ich die Reihe trotzdem.

Erstaunt hat mich, dass dieser Band ganze fünf Jahre nach Band 14 spielt. Max, das Nesthäkchen der Familie, um den es in diesem letzten Band geht, ist somit auch fünf Jahre älter, genau so sein Sohn Caden, der jetzt so um die 6-7 Jahre alt sein müsste.

Erst aber schreibt Elmer einen Brief an Freunde, und erzählt darin, was in den vergangenen fünf Jahren in der grossen Sippe alles passierte, bevor es dann um Max geht.

Wahrscheinlich war ich nicht die Einzige, die nach Band 14 dachte, Max träfe nun wieder auf Caroline, die er bei der Hochzeit von Mia und Wade kennenlernte. Es ist aber nicht sie, sondern Lexi, seine Jugendliebe, die Max an einem Jahrgängertreffen wieder sieht. Beide wollten erst gar nicht teilnehmen, aber sie taten es dann doch. Zum Glück!

Lexi erklärt Max, wieso sie damals plötzlich weggezogen ist und wieso sie den Kontakt abgebrochen hat - und wieso sie ihn immer noch liebt. Dies kommt plausibel rüber (obwohl ich immer fürs Reden statt fürs Verschwinden bin). Die zwei treffen sich nun wieder öfters und während Lexi sich ihren eigenen Ängsten gegenüberstellt und daran arbeitet, müssen sich Max und vor allem auch Caden an eine dritte Person in ihrem Leben gewöhnen. Dass dies einige Komplikationen mit sich bringt, ist klar.

Wie immer greifen andere Familienmitglieder in die Geschichte mit ein und helfen mit, indem sie hier oder dort mal einen Denkanstoss geben oder tatkräftig etwas bewegen - in diesem Band ist es vor allem Molly - was am Ende auch für Max, Lexi und Caden zu einem Happyend führt.

Die Besuche im Shop, Essen im Diner, die Treffen mit Elch Fred und Dexter waren erneut unterhaltend. Bis auf die erwähnten zu oft wiederholenden Dialoge war "Eine Ewigkeit für uns" ein Band der mir wieder mega gut gefallen hat, und den ich sehr genossen habe, vielleicht gerade um so mehr, weil es ja der finale Teil war. Manchmal ist es ja schon komisch, wie einem Charaktere oder wie hier ja praktisch ein ganzer Ort, so ans Herz wächst. Irgendetwas hat Autorin Marie Force in diesem Fall richtig gut gemacht.

Fazit: Und so war dieser allerletzte Band ein würdiger Abschluss dieser Reihe, die ich nun einige Jahre lang begleitet habe und vermissen werde.
5 Punkte.

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Nicht die Protagonistin bleibt in Erinnerung

Das Antiquariat an der Seine von Lorenza Gentile

"Das Antiquariat an der Seine" ist eine leichte Lektüre, ideal zum Entspannen an arbeitsreichen Tagen.

Lorenza Gentiles Protagonistin Oliva lernt darin erwachsen zu werden. Also, wenn erwachsen sein bedeutet, selbst entscheiden wo, wie und mit wem man lebt und welchen Beruf man ausüben möchte.

Denn Oliva machte bisher einfach alles so wie von ihr erwartet wurde. Aus Bequemlichkeit? Ja, aber auch aus Angst vor ihren Eltern, die Olivas Bruder verloren hatten und Streit mit Olivas Tante hatten und den Kontakt abbrachen.

Ihre Tante Vivienne bedeutete Oliva viel, weswegen sie nun erstaunt ist über deren Nachricht, sofort nach Paris zu kommen. Erstaunlicherweise getraut sich Oliva und macht sich auf die Reise, nur um vor Ort fest zu stellen, dass Vivienne nicht am vereinbarten Treffpunkt erscheint. Stattdessen kümmert sich einer der Angestellten der Buchhandlung "Shakespeare & Company" um sie. Es kommt wie es kommen muss: Vivienne und Oliva verpassen sich auch in den kommenden Tagen und Oliva durchlebt durch ihre unangepassten neuen Freunde einen Sinneswandel.

Man hat diesen Plot schon oft gelesen, jemand wird irgendwo hin bestellt und muss dann warten und suchen. So ist auch dieser Roman aufgebaut. Er hat mir aber besser gefallen als andere ähnliche Romane, doch mir dauerte das Versteckspiel zu lange.

Olivas Imagewechsel konnte ich nachvollziehen, sie ist erst nur Marionette und traut sich - fern ihren Eltern und ihrem Verlobten - selbstständig zu denken und planen, und das Desinfektionsgel in der Tasche stecken zu lassen. Das Ende des Romans fand ich okay, ich hätte mir wohl mehr "Feuer und Flamme" gewünscht, aber es passte zum vorliegenden ruhigen Schreib- und Handlungsstil.

Super begeistert bin ich nicht, weil der Plot halt nicht neu erfunden wurde. Paris taugt immer für "Such- und Entdeckungsspiele", ein schöner Schauplatz. Die Charaktere waren vielschichtig. Insgesamt war mir der Roman aber ein wenig zu ruhig, fast schon ein bisschen melancholisch, erzählt. Es wundert deshalb auch nicht, dass fast alle Liebesgeschichten, die hier drin erzählt, melancholisch geprägt sind.

Gefallen hat mir, dass alle angenommen wurden wie sie sind, zum Beispiel auch der Obdachlose an der Seine mit seiner speziellen Geschichte. Und es ist er, John, an den ich mich auch in Zukunft, wenn ich an diesen Roman denke, erinnern werde. Nicht an Oliva oder Vivienne, sondern an John und vielleicht noch Hillary.

Fazit: Obwohl viel "läuft", ist es ein ruhiger Unterhaltungsroman.
4 Punkte.

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Ohne Rückblicke hätte es mir wohl besser gefallen

Der späte Ruhm der Mrs. Quinn von Olivia Ford

Das Cover ist ein echter Hingucker und machte mich sofort neugierig auf die Geschichte dahinter. Mrs. Quinn wagt es in ihrem hohen Alter ihren Traum zu verwirklichen: einmal bei der TV-Backshow "Britain Bakes" mitzumachen.

Doch sie verschweigt dies ihrem Mann, ihrer Familie und ihren Nachbarn.

So ist sie immer wieder in der Lage Ausreden suchen zu müssen, und nicht immer gelingen sie ihr. Im Gegensatz zu ihren Backkreationen, bei denen man schon von der Beschreibung her sofort hungrig wird.

Bei der Show - die übrigens erst spät stattfindet - trifft sie auf Menschen, die ihr entgegen kommen, andere meiden sie. Dabei fällt mir auf, dass hier vieles kurz gehalten wird, während andere Dinge in den ersten beiden Dritteln des Buches sehr ausführlich erzählt werden. Mrs. Quinns Ängste neben all den jungen Teilnehmerinnen, die ihr in einigen Dingen voraus sind, daneben ihr jahrzehntelanges Wissen: das hätte man noch deutlicher zeigen können.

Die Backshow als solches gerät fast ein bisschen in den Hintergrund und dafür rückt sehr spät ein Geheimnis ins Geschehen. Zu diesem gibt es immer mal wieder Rückblicke, die man aber auch erst spät versteht.

Mir hätte die Geschichte ohne diese Rückblicke wahrscheinlich besser gefallen, die hätte es meiner Meinung nach nicht gebraucht, denn die Gegenwart, eine fast 80jährige in einer Backshow, würde als Stoff bereits reichen.

"Der späte Ruhm der Mrs. Quinn" ist zwar nett erzählt, mir fehlte aber das gewisse Etwas. Die Geschichte war mir teilweise zu lahm, eben auch durch diese vielen Rückblicke, die erst spät in der Geschichte Form annehmen. Die Figuren bleiben leider auch alle sehr blass und monoton, egal ob Mrs. Quinn, ihr Mann Bernard oder der nette Kollege aus der Backshow.

Fazit: Eine tolle Roman-Idee, für meinen Geschmack aber zu lahm umgesetzt.
3.5 Punkte.

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Ist Schnee so schlimm?

Ein Geheimnis im Schnee von Viola Shipman

Sonny, die eigentlich anders heisst, verliert ihren Job als Meteorologin und der einzige Job, der ihr daraufhin angeboten wird, ist ausgerechnet in ihrer Heimatstadt - von der sie damals geflohen ist. Sie tauscht Sonne und Wärme widerwillig gegen Schnee und Kälte und ihren Bungalow gegen ihr Kinderzimmer bei der Mutter.

Es ist ihr peinlich, auch, dass sie ihrer neuen Chefin damals an der High School die kalte Schulter zeigte.

Von dieser wird Sonny zu jedem Schnee-Event in der Gegend geschickt. Dabei lernt Sonny den Direktor der Handelskammer kennen und lernt von ihm, dass man auch nach einem Schicksalsschlag weiter machen muss. So langsam gewöhnt sie sich an Mason Carrier, den vielen Schnee und ihre Heimat, doch jemand torpediert Sonny, so dass sich Sonny, die die Vergangenheit und ihr Schneetrauma aufarbeiten will, schnell wieder verschliesst.

Viola Shipman spielt in diesem Roman mit Gegenteilen. Palm Springs in Kalifornien - Traverse City in Michigan, Sonne - Schnee, jung - alt, Gegenwart - Vergangenheit, gelernt - ungelernt, etwas können - sich das Können einbilden, menschliche Erfahrung - KI, und das unterschiedliche Umgehen mit Schicksalsschlägen.

Die vielen Events, die Sonny besucht, sind toll beschrieben. Da hat man Lust selbst dabei zu sein und es ihr - aber freiwillig - gleich zu tun.

"Ein Geheimnis im Schnee" ist sehr unterhaltend, und die schneeigen Ereignisse und auch das Finale sind wirklich toll. Mühe hatte ich ein wenig mit Sonny, ich hatte das Gefühl, sie kommt sehr unterkühlt rüber. So sieht sie sich eigentlich auch oft selbst, von daher wäre sie eigentlich perfekt dargestellt, wenn der Funke auch bei der Leserin nicht fliegt. Irgendwie hatte ich beim Lesen oft das Gefühl, dass sie zwanzig Jahre jünger wäre. Aber wie Sonny den Winter und den Schnee auf einmal wieder zu mögen beginnt, war schön zu lesen.

Fazit: Ein Roman über zweite Chancen und eine Hymne an die schneereichen Gegenden in Michigan.
4 Punkte.

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Oberflächliche Geschichte

Der Markt der Wünsche von Robin Anderson

Leider hab ich zu wenig genau geschaut - ich merkte erst beim Lesen, bzw. öffnen des Buches, dass es sich bei Robin Anderson nicht um einen englischen Autor (obwohl es einen mit genau diesem Namen gibt!) handelt, sondern mal wieder um ein englisches Pseudonym einer/s deutschen Autor/in.

Das mag ich gar nicht und den Grund dafür merkt man leider sofort: dass das Buch eben nicht übersetzt wurde, sondern auf Deutsch geschrieben, weil sehr oft englische Floskeln verwendet werden, die in Übersetzungen von englischen Autor*innen zum Glück fehlen.

Mich störte auch, dass öfters auf einige Dinge hingewiesen wurden, die "Deutsch" sind, anscheinend der Ursprung der Weihnachtsmärkte oder die Würste, die auf dem Markt gegessen wurden. Ich glaube nicht, dass das jemals so ein Thema von britischen Marktbesuchern ist, so oft wie es hier aufgenommen wird.

Obwohl die Geschichte gut beginnt, schwächelt sie immer mehr. Die Protagonistin Julie Marin illustriert Bücher und jedes Jahr den Adventskalender vom Emporium, einem Laden in Bath, und freut sich auf die kommende Weihnachtszeit mit dem Betreiben eines Marktstandes. Das fand ich eigentlich ganz schön, doch dann kommt noch ganz viel anderes mit rein.

Neben der Kindheit der Protagonist spielt das Emporium eine grosse Rolle, dazu der Weihnachtsmarkt, ein Wunschbaum auf dem Markt, der herzkranke Junge und der fehlende Partner der Protagonistin.

Als Partner käme wohl jemand in Frage, doch der ist viel zu scheu dargestellt und anstatt ihrer Freundin Nelly das auch zu sagen, wird plötzlich Julie zu ruhig und sagt gar nichts. Nach einem Essen mit jemandem reagiert jemand anders über, dazu folgen viele weitere Situationen, die es alle nicht gebraucht hätte.

Die Autorin hätte sich entscheiden müssen, welche Geschichte sie erzählen will - anstatt zu viele verschiedene Szenen bedienen - und die dafür richtig. Mich hat sie leider weder berührt noch überzeugt. Bath als Schauplatz hingegen fand ich toll, doch da hätte man mehr rausschlagen können; so wie beschrieben hätte die Story praktisch an einem x-beliebigen Ort stattfinden können.

Fazit: Oberflächliche Story, dazu mal wieder ein englisches Pseudonym. Aus diesem Weihnachtsmarkt hätte man mehr rausholen können, wenn man sich auf Wesentliches konzentriert hätte.
3 Punkte.

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Zu viele schlechte Vibes

Winterträume in der kleinen Buchhandlung von Jenny Colgan

Mir hat der erste Band um Carmen und die Buchhandlung in Edinburgh gefallen, weshalb ich mich auf diesen zweiten Band freute. Doch schnell war ich ernüchtert, denn Carmen ist gefrustet: der Laden schreibt immer noch keine schwarzen Zahlen, und wenn, dann viel zu wenig, um evt. eine Lohnerhöhung zu bekommen.

Die wär nötig damit sie sich eine Wohnung suchen kann - sie muss bei ihrer Schwester ausziehen, da diese nach dem Mutterschaftsurlaub wieder zu arbeiten beginnt und ein Babysitter eingestellt wird. Dieser ist eine coole Socke und bleibt leider das einzige Highlight im Roman.

In der Liebe sieht es auch nicht gut aus, da Oke anscheinend nicht weiter gehen will in ihrer Beziehung und dann quasi aussteigt: er nimmt sehr spontan an einer Expedition teil. Auf eine solche, aber zum Nordpol, möchte Carmens Chef McCredie; aber es fehlt natürlich wie immer an Geld. Dieses ist auch der Grund wieso der Eisenwarenhandel in der Nachbarschaft von einer Kette übernommen und zum kitschigen und billigen Souvenir-Shop umfunktioniert wird.

Von Seite zu Seite nur negative Vibes. Mir war das viel zu viel Schwarzmalerei und ich hätte deswegen das Buch fast abgebrochen, bis mir klar wurde, dass die Autorin hier mit dem Begriff "Weihnachtsgrinch" spielt (und ihn leider aufs Äusserste strapaziert). In diesem Fall muss die Storyline ja irgendwann wieder ins Positive schwenken, dachte ich mir, und so las ich weiter.

Die Wende kam leider erst sehr spät und sie hat zwar für eine bessere Bewertung meinerseits geführt, aber begeistert bin ich von diesem zweiten Band leider nicht. Hätte die deprimierte Protagonistin ganz einfach nur das Gespräch mit ihrem Partner gesucht (Obe ist diesbezüglich ebenfalls schuldig), dann wär wenigstens dieses Paar halbwegs glücklich gewesen. Aufregungen und Probleme gab es ohne ihre Beziehungsschwierigkeiten schon zuhauf.

Beim letzten Band hätte ich mich am liebsten sofort nach Edinburgh aufgemacht - hier war ich froh, dass ich da nicht hin muss.

Fazit: Nur das Ende rettet die Story und deshalb doch noch knapp 3.5 Punkte

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Wer will nach Lappland?

Lichterzauber in Schweden von Anna Lindqvist

Das Cover hat mich nicht so angesprochen, doch da ich die Autorin, die hier unter Pseudonym schreibt, von anderen Büchern kenne, hab ich gerne zu diesem winterlichen Roman gegriffen, der in Lappland spielt.

Lilje arbeitet als Journalistin für ein Tourismusunternehmen und ist deshalb oft unterwegs.

Eigentlich sollte sie an die Sonne reisen, aber dann wird sie ins schwedische Jokkmokk geschickt. Aus Gründen, die nicht ganz klar sind - bzw. wer nun Schuld daran ist - hat sie keine Unterkunft. Ein Reisender, der mit ihr im Bus war und im selben Hotel absteigt, teilt mit ihr das Zimmer. Juha ist ursprünglich aus der Gegend von Jokkmokk und für einige Vorträge angereist.

Zum Glück ist Lilje eine völlig unkomplizierte Frau, ohne jegliche Allüren. Richtig angenehm, mal ein Charakter, der nur aufgrund ihrer türkisen Haarspitzen auffällt. Sie lässt sich nicht so schnell einwickeln, aber auch nicht einschüchtern und interessiert sich für Klimaschutz.

Der Roman wird abwechselnd aus der Sicht von Lilje und Juha erzählt. So bekommt man die Gedankengänge des jeweils anderen gut mit und erfährt in jedem Kapitel auch Neues. Während Lilje tagsüber den Markt besucht und an den, für die Presse organisierten, Ausflügen teilnimmt, spricht Juha im Museum über sein Volk, die Sami, und über die Rentierzucht und besucht seine Familie.

Anfang brauchte ich ein bisschen um reinzukommen, doch dann macht es Spass, die Geschichte der beiden zu verfolgen.

Die Thematik um die Rentiere und die Kultur der Sami fand ich sehr interessant. Mir war nicht bewusst, dass Rentier-Herden festgelegte Wege haben, die sie seit Jahrhunderten genau so gehen. Grössere Bauten würden die Tiere in Verzweiflung bringen. Darum herum wird der Roman aufgebaut. Ich fand es super, dass die Landschaft und die Bewohner im Zentrum stehen und nicht die Lovestory zwischen Juha und Lilje, die sich nur langsam anbahnt.

Die weiteren Charaktere wie An-Frisk, Ida und Juhas Familie sind sehr authentisch beschrieben. Einzig über Elsi hätte ich im Epilog noch gerne was gelesen.

Anna Lindqvist ist mit "Lichterzauber in Schweden" ein überzeugender Roman gelungen, der eine tolle Mischung bietet: eine schöne und nicht zu schnell voranschreitende Liebesgeschichte; eine interessante Thematik rund um die Sami, die bisher noch nicht oft in Romanen beschrieben wurde; ganz viel winterliche Atmosphäre bei den Ausflügen in der Region und natürlich auch beim Besuch des traditionellen Jahrmarktes mit viel kulinarischen Einblicken. Kurz gesagt: ein tolles Setting!

"Lichterzabuer in Schweden" ist ausserdem ein Roman für alle, die Schnee, Kälte und den Winter lieben. Für Wärme sorgt der der angenehme Schreibstil der Autorin sowie einige romantische Szenen.

Fazit: Sehr schöner winterlicher Roman - wem es aktuell noch nicht zu kalt, der bekommt hier noch viele Minusgrade mehr dazu.
5 Punkte.

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Nonantola darf nicht vergessen werden

Die Kinder des Don Arrigo von Ivan Sciapeconi

Zum ersten Mal von Nonantola gelesen hab ich in "Die Glücksmalerin" von Cristina Caboni. Als ich dann sah, dass sich Ivan Sciapeconi im kürzlich erschienenen Roman "Die Kinder des Don Arrigo" dem Thema angenommen hat, wusste ich, dass ich dieses Buch lesen muss.

Der Autor erzählt darin die Geschichte des Dorfes Nonantola, bzw.

dessen Bewohner auf Zeit, von 40 Kinder und Jugendlichen aus verschiedenen Ländern in Europa, die von den Nazis fliehen mussten. Ihr Ziel ist eigentlich das gelobte Land, doch es sollte noch lange dauern, bis sie Eretz Israel erreichen.

Der Roman ist aus Sicht von Natan, der aus Deutschland flieht, geschrieben. Er berichtet von der abenteuerlichen und langen Flucht mit Stationen in Maribor, Zagreb und Horjul (in der Nähe von Ljubljana), bis die Kinder und Jugendlichen endlich in Italien ankommen, das damals als sicher galt.

In der Nähe von Modena, im Dorf Nonantola, leben die jüdischen Kinder in der Villa Emma und organisieren sich grösstenteils selbst. Es wird berichtet, wie sie sich die Arbeit aufteilten, wie sie sich mit der Dorfjugend verstanden und vieles weitere mehr. Als alle denken, der Krieg wäre zu Ende, ist er es doch nicht und sie sind nun auch in Italien in Gefahr. Nun wird geschildert, wie das ganze Dorf mit anpackt, um die Geflüchteten zu verstecken und ihnen zu helfen, einmal mehr zu fliehen.

Geschickt werden viele jüdische Lebensweisheiten und Sprichwörter eingeflochten. Auch, dass Natan versucht, sich die Namen der vielen Helfer zu merken, ist enorm eindrücklich, denn in der Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem werden die Namen vieler Helfer in der Allee der Gerechten auf Schildern festgehalten - damit sie und ihre guten Taten nicht vergessen werden.

Es ist wichtig, dass nicht nur die Helfer in Erinnerung bleiben, nein auch Geschichten wie diese müssen präsent bleiben - gerade Angesicht dessen, dass die Welt aktuell zu vergessen scheint was nie wieder passieren, sich nie mehr wiederholen dürfte.

Don Arrigo kommt erst später in der Geschichte vor. Schön, dass er titelgebend sein durfte; so bleibt auch er in Erinnerung. Im Original heisst der Roman jedoch "40 cappotti e un buttone" und ich bedauere, dass der Originaltitel, auf Deutsch "40 Mäntel und ein Knopf", nicht beibehalten wurde, denn diese Mäntel und der eine Knopf sagen sehr viel über die Zeit und das Miteinander in dem kleinen italienischen Dorf aus, sie sind bedeutsam.

Natürlich spielt Don Arrigo eine gewichtige Rolle, aber eben auch viele andere Menschen. Der Autor hat die unterschiedlichsten Charaktere sehr gut dargestellt, nicht nur die Bewohner von Nonantola, sondern vor allem Nathans Mutter, Vater und Onkel fand ich toll gezeichnet. Dadurch macht Sciapeconi sichtbar, wie unterschiedlich wir Menschen mit unseren divergenten Charaktereigenschaften und Lebenseinstellungen durchs Leben und vor allem durch so eine schwere Zeit gehen.

Fazit: Absolut lesenswert!
5 Punkte.

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Komplizierter Fall, meisterhaft gelöst

Di Bernardo von Natasha Korsakova

Es geht weiter mit Commissario di Bernardo! Allerdings veröffentlicht die Autorin den dritten Band nun bei einem neuen Verlag - dies tut dem Lesevergnügen aber keinen Abbruch. Im Gegenteil.

Das Team um di Bernardo hat sich mittlerweile gefunden und versteht sich immer besser. Gut so, denn der neue Fall hat es in sich und da werden alle gebraucht.

Vor der Basilica die San Giovanni in Laterano werden zwei Leichen aufgefunden: eine junge Frau und ein in Rom bekannter Komponist. Die grosse Frage ist nun, wer zuerst starb. Natürlich auch warum und ob die beiden Toten überhaupt etwas miteinander zu tun haben. Das Team gibt alles, um den verzwickten Fall zu lösen und geht erst mal jedem Hinweis nach. Dabei geraten sie manchmal auch in Sackgassen, was den Fall aber auch interessant macht.

Das Cover zeigt es nicht, doch wie die beiden Bände zuvor spielt auch "Die Bernardo" in der Welt der klassischen Musik. Anstatt grosse Konzertsäle besuchen wir zusammen mit den Ermittlern eine Geigenbauwerkstätte. Die Autorin spricht hier als Nebenthema auch die Bauweise von Geigenbogen an. Ich hab mir noch nie Gedanken darüber gemacht aus welchem Material die Bogen gebaut werden und ob dieses Material umweltfreundlich ist oder nicht. Carbon oder Ebenholz (Fernambuk) - was tönt schöner, was ist besser für die Umwelt? Im Nachwort erklärt Natasha Kosakova, selbst Violinistin, was es damit auf sich hat.

Auch dieser Fall überzeugt wieder mit einem tollen Ermittlerteam und einem spannenden Fall, der in vier Tagen abgeschlossen wird. Pro Tag ein Kapitel und pro Kapitel gibt es in der Printausgabe anscheinende je ein QR-Code, der zu den erwähnten Musikstücken auf YouTube führt. Diese Codes fehlen im eBook.

Fazit: Ein komplizierter Fall, meisterhaft und menschlich gelöst von Di Bernardo und seinem Team. Gerne mehr davon!
4 Punkte.

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