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Persönliche Lese- tipps

Ina empfiehlt:

In der Mitte des Lebens – eine Bestandsaufnahme

Eine vollständige Liste aller Dinge, die ich vergessen habe von Doris Knecht

Eine Frau zieht Bilanz: Die Kinder sind bald aus dem Haus, vom Mann ist sie lange getrennt, es gilt, das Leben neu zu ordnen. Bevor die Ich-Erzählerin ein neues Zuhause finden kann, mistet sie nicht nur ihre Wohnung aus, sondern nimmt auch eine immaterielle Bestandsaufnahme ihres Lebens vor. Erinnerungen, Menschen, Ereignisse werden hervorgeholt und besichtigt.

Ruhig und unaufgeregt, schonungslos, aber auch humorvoll erzählt Doris Knecht entlang ihrer eigenen Biografie von einer Frau in der Mitte des Lebens. Das Protokoll einer Frau, die ohne Zorn zurückblickt und mit ihrem Leben im Reinen ist. Die Lebensklugheit des Buchs hat mich ebenso überzeugt wie die sprachliche Treffsicherheit, die alle Fans von Doris Knecht schätzen und lieben.

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T.C. Boyle at his best!

Blue Skies von T. C. Boyle

Cooper, ein leicht nerdiger Insektenforscher und Klimawarner, und Cat, seine Schwester, eine durchgeknallte Möchtegern-Influencerin mit Hang zu frühen Cocktails und irrationalen Lebensentscheidungen, sind zusammen mit ihrer Mutter Ottilie die Protagonist*innen des fulminanten neuen Romans von T.C. Boyle.

Die wahre Hauptrolle in „Blue Skies“ spielt aber eine außer Rand und Band geratene Natur: Trockenheit, Wasserknappheit, Insektensterben, Überschwemmungen und neue von Tieren übertragene Infektionskrankheiten sind leider keine literarische Fiktion, sondern längst Realität.

Großartiger Plot mit überraschenden Twists, schrägem Personal und klarer Botschaft – alle Fans von T.C. Byole werden begeistert sein!
Aus dem Amerikanischen von Dirk van Gunsteren.

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Große Empfehlung!

Die Wirtinnen von Silvia Pistotnig

Johanna, Marianne, Gertraud: Drei Frauen, drei Generationen. Ort: Ein Gasthaus in der Kärntner Provinz. Zeit: 1930 – 2022. Es geht um vergeudete Talente, ungelebte Träume und unterdrückte Gefühle. Die weiblichen Hauptfiguren – Großmutter, Mutter, Enkelin – fügen sich (in unterschiedlichem Ausmaß) ihrem sogenannten Schicksal, also den spezifischen Zumutungen der weiblichen Existenz und den verfügbaren Rollenbildern in den jeweils bestehenden Verhältnissen.

Es geht aber auch um die Tristesse der Provinz, das Schweigen und die Sprachlosigkeit sogenannter einfacher Menschen. Der ländliche Schauplatz und insbesondere das Gasthaus, in dem die Wirtinnen arbeiten, stehen für die scheinbare Unausweichlichkeit der eigenen Existenz. Die Jüngste sieht das als Heranwachsende bereits sehr kritisch; und in der Tat: Wenn in den 1990er Jahren der Grunge sogar Kärnten erreicht, sind die neuen Zeiten nicht weit.

Die Autorin reiht sich ein in eine zutiefst österreichische Erzähltradition, interpretiert das Genre mit ihrem unsentimentalen und humorvollen Erzählton aber auf neue Weise. Die Ereignisse werden aus den wechselnden Perspektiven der drei Hauptfiguren erzählt; wie die Autorin dabei die verschiedenen Charaktere und auch den jeweiligen historischen Hintergrund der drei Frauen sprachlich trifft, ist großartig. Der Fokus liegt dabei auf wenigen, ausgewählten Jahren, die Erzählung verläuft nicht chronologisch, sondern springt vor und zurück in der Zeit. Das erzeugt einen ungeheuren Sog beim Lesen.

Silvia Pistotnig hat einen großen und sehr österreichischen Roman über drei so individuelle wie typische Frauenleben geschrieben. Mit diesem Buch hat sich die Autorin in die erste Reihe der zeitgenössischen österreichischen Literatur geschrieben.

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Von Wendepunkten und Neuanfängen in der Mitte des Lebens

Unberechenbar von Dana Spiotta

Wer hat nicht schon einmal davon geträumt, ganz neu anzufangen?

Sam Raymond, Ehefrau und Mutter, Anfang 50, blickt auf ihr Leben. Sie ist wütend, und kann sich ihre Wut selbst nicht erklären, aber sie weiß: Es muss ich etwas ändern. Sie verlässt ihren Mann und ihr gepflegtes Vorstadtheim, zieht in ein altes Haus in einer zwielichtigen Gegend.

Sie möchte frei und unabhängig sein, sich neu erfinden und wieder herausfinden, wer sie ist.

Man findet Sam nicht uneingeschränkt sympathisch und kann auch nicht alle ihre Entscheidungen nachvollziehen; wofür man sie aber bewundert und ins Herz schließt, ist ihre absolute Entschlossenheit, und auch die Wut auf bestehende Verhältnisse kann man gut nachvollziehen.

Ein mitreißendes Buch über die zweite Lebenshälfte. Ein wunderschön gestaltetes Buch dem ersten Programm des Kjona Verlags, der das Verlegen neu denkt: Nachhaltig, sozial, umweltfreundlich.

Aus dem Amerikanischen von Andrea O’Brien.

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Sage mir, was du isst, und ich sage dir, wer du bist

Kochen im falschen Jahrhundert von Teresa Präauer

Ein Paar lädt Freunde zum Essen ein, das erste Mal in der neuen Wohnung. Die Protagonistin, im Buch nur als „die Gastgeberin“ bezeichnet, versucht, dem gegenwärtigen Bild von einem gelungenen Abend – verkörpert durch Hochglanzkochbücher von sogenannten Starköchen und durch private Inszenierungen auf Social Media – gerecht zu werden.

Mit großer Beobachtungsgabe und feinem Humor beschreibt Teresa Präauer anhand von drei möglichen Abläufen dieses Abendessens wie die von der Gastgeberin mit bemühter Lässigkeit ausgerichtete Einladung selbst Teil dieser Inszenierungen rund ums Essen wird. In der Entlarvung von Kochen als gesellschaftliches Ritual und Distinktionsmerkmal kann man sich durchaus auch schmunzelnd selbst wiedererkennen.

Scheinbar nebenbei wird die persönliche Geschichte der Gastgeberin anhand der Entwicklung ihrer Ess- und Kochgewohnheiten erzählt. Sage mir, was du isst, und ich sage dir, wer du bist.
Ein großartiges Buch von einer der interessantesten österreichischen Gegenwartsautorinnen: raffiniert und vielschichtig, dabei aber leichtfüßig und mit viel feinem Humor erzählt.

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Über verwundete Seelen, die Liebe und das Scheitern

Liebewesen von Caroline Schmitt

Viele Triggerwarnungen müsste man für dieses Buch aussprechen, denn es mutet seinen Leser*innen einiges zu: toxische Mütter, kindliche Traumata, selbstverletzendes Verhalten, Abtreibung, Vergewaltigung. Wie schonungslos und sprachgewaltig Caroline Schmitt das beschreibt, macht das Buch zu einem literarischen Ereignis.

Doch das ist nur die eine Kehrseite dieses sprachgewaltigen Romans. Denn Caroline Schmitt erzählt entlang ihrer Hauptfiguren Lio und Max vor allem auch von unbändiger menschlicher Widerstandskraft, unbeirrbarem Lebenswillen und dem Mut zur Befreiung. Ein außergewöhnliches Debüt, das mich sehr begeistert hat und von dem ich mir wünsche, dass sich viele Leser*innen darauf einlassen.

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Mein Lieblingsbuch dieses Bücherfrühlings

Oben Erde, unten Himmel von Milena Michiko Flasar

Kann ein Roman, in dem es um Einsamkeit geht, und in dem die Hauptfigur Leichenfundortreinigerin ist, seine Leser*innen glücklich machen? Ja, er kann!

Die junge Suzu lebt nach abgebrochenem Studium allein. Ihr letzter Freund hat sie geghostet, ihr „Lieblingsmensch“ ist laut Eigendefinition ihr Hamster.

Als sie ihren Aushilfsjob als Kellnerin verliert, heuert sie in der Reinigungsbranche an. Was sie nicht weiß: Ihr Job ist es, Wohnungen von sogenannten Kodokushi wieder bewohnbar zu machen. Kodokushi sind Menschen, die alleine sterben und oft monatelang in ihren Wohnungen liegen, bevor ihre Leichen entdeckt werden.

Suzu findet nicht nur unerwartete Erfüllung in dieser ungewöhnlichen Aufgabe, sondern lernt auch, sich zu öffnen und wieder mit ihren Mitmenschen in Beziehung zu treten. Zu verdanken ist das dem liebenswerten Putztrupp rund um den Firmeninhaber Sakai, der Suzu mit Lebensweisheit und dem manchmal erforderlichen Nachdruck auf die emotionalen und sozialen Sprünge hilft.

Ein herzerwärmendes, positives, lebensbejahendes Buch über unsere Zeit - und darüber, worauf wir uns besinnen sollten, um ein besseres Leben zu leben. Es zählt zu jenen Büchern, die ich in Zukunft sicher oft verschenken werde.

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Can we ever really see the world we are living in?

Intimacies von Katie Kitamura

A professional interpreter comes to The Hague to translate the statements of war criminals. Her private life is characterized by an irritatingly instable relation to an evasive married man and the failure to establish a profound relationship to the city and the people she meets there. A compelling, coolly and elegantly written masterpiece, casting a mysterious spell on the reader from the first page.

One of the best novels by one of my favourite authors so far.

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Geschichte in Literatur verwandelt

Die im Schatten, die im Licht von Sabine Scholl

Wie lebten Frauen im Nationalsozialismus? Anhand der Lebensläufe von neun verschiedenen Frauen quer durch das soziale Spektrum umreißt Sabine Scholl die Bandbreite des Handlungs- und Erlebnisspielraums österreichischer Frauen nach dem Anschluss. Meisterhaft erzählte, an historischen Vorbildern angelehnte Biografien zwischen Opportunismus, Widerstand und Opferschaft.

Ein wichtiges Buch, aus dem man mehr über Geschichte lernen kann als aus jedem Lehrbuch.

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Ein unsterblicher Kinderbuchklassiker in einer genialen neuen Übersetzung

Matilda von Roald Dahl

Die Geschichte von Matilda, die sich mit Entschlossenheit, Cleverness und ein bisschen Telekinese gegen die Zumutungen der Erwachsenenwelt wehrt, wurde von Andreas Steinhöfel neu übersetzt; ein Anlass, dieses Buch wieder einmal zu lesen. Was für ein Genuss!

Man verfällt der außergewöhnlichen Heldin sofort, ebenso wie den exzentrischen Charakteren und der unkonventionellen Handlung.

Auch optisch ein wunderschönes Buch, das ich heuer schon oft an kleine Leseratten verschenkt habe.

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