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Inhalt
Besprechung
»Die große Überraschung des Herbstes kommt von Andreas Pavlic.« - Robert Renk, Wagner Buchmagazin
Textauszug
Es war natürlich nicht Liebe auf den ersten Blick, aber dieser Zusammenstoß beeindruckte beide. Annemarie war zuerst recht verärgert, als dieser junge, keuchende und schwitzende Mann an ihr klebte, und Johann war es zunächst unangenehm, von einer Frau so abgebremst zu werden. Lieber wäre er in eine Mauer gelaufen. Aber sie kamen ins Reden. Annemarie erzählte, was so vorgefallen war, wie sie die Hakenkreuzler verprügelt hatten, und Johann spielte den Verärgerten, der trotz der Eile zu spät zur Auseinandersetzung gekommen war. Am nächsten und auch am übernächsten Tag trafen sie sich wieder.
Der Vorfall beim Gasthaus Goldener Bär, der sich noch über Stunden hinzog - spätabends kam es in Innsbruck sogar noch zu weiteren Auseinandersetzungen -, war auch Tage später noch in aller Munde und ging schließlich als Höttinger Saalschlacht in die lokale Geschichte ein. Ein SA-Mann kam dabei durch ein Messer zu Tode und wurde in einer groß angelegten Trauerfeier zu Grabe getragen. Beide Seiten hatten einige Verletzte, und etliche mussten ins Krankenhaus. Thusnelda blieb eine Narbe an der Stirn. Der Innsbrucker Bürgermeister Dr. Stumpf verurteilte die Ereignisse und sprach von einer schweren Schädigung des Tiroler Fremdenverkehrs und der Tiroler Wirtschaft und von seiner Entschlossenheit, derartige Katastrophen zukünftig zu verhindern.
Langtext
Als sich Annemarie und Johann 1932 bei der Höttinger Saalschlacht kennenlernen, ist das ein recht ungewöhnlicher Beginn für eine Beziehung. Die Massenschlägerei zwischen Nationalsozialisten und Sozialist*innen geht als Beginn eines langen und dunklen Kapitels in die Geschichte Tirols ein. Andreas Pavlic lässt uns in seinem Debütroman an der Seite von Annemarie und Johann in den Moment der Geschichte eintauchen, mit all den Ungewissheiten, politischen Umstürzen und Entscheidungen, die die beiden erleben - vom Austrofaschismus über den Kriegsbeginn, die Invasion der Kartoffelkäfer bis ins Jahr 1945, als Innsbruck vor der Befreiung steht und sich immer mehr Menschen der nationalsozialistischen Herrschaft widersetzen.
Ein starkes und exzellent recherchiertes Stück Erinnerungsliteratur, das sich trotz des großen und gewichtigen Themas leichtfüßig und unterhaltsam liest.
Autor
Pavlic, AndreasAndreas Pavlic, 1974 in Innsbruck geboren, lebt in Wien. Spediteur, Lagerarbeiter, Konflikt- und Gemeinwesenarbeiter, Studium der Politikwissenschaft und der Sozialen Arbeit. Forscht zu sozialen und alternativen Bewegungen. Seit 2008 Veröffentlichungen von Lyrik und Prosa in Literaturzeitschriften und Anthologien. Mitglied im Papiertheaterkollektiv Zunder. Zuletzt: (gem. mit A. Leder, M. Memoli): »Die Rätebewegung in Österreich. Von sozialer Notwehr zur konkreten Utopie« (Mandelbaum Verlag).
Stichworte
Zweiter Weltkrieg | Geschichte | autoritär | historische Personen | NS-Regime | Widerstandskämpfer | Erinnerungsliteratur | Höttinger Saalschlacht | Austrofaschismus | Widerstand | Befreiung | Tirol | Kommunismus | Faschismus | Kriegsbeginn | totalitär | Liebe | Deportation | 2. Weltkrieg | Krieg | Ideologien | Arbeitermilieu | Opportunismus | Nationalsozialismus | Sozialismus | Innsbruck | historischer Roman
Buchdetails
Titel: | Die Erinnerten |
Verlag: | Edition Atelier |
Erscheinungsjahr: | 2021 |
Sprache: | Deutsch |
224 Seiten | |
23 mm x 68 mm | |
ISBN-13: | 978-3-99065-058-5 |