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Für immer die Alpen /
Roman

Autor: Benjamin Quaderer

Deutsch
2020 - Luchterhand Literaturverlag

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€ 9,99

Inhalt

Kurztext / Annotation
Staatsfeind Nummer 1 zu sein ist nicht leicht. Das gilt auch dann, wenn dieser Staat einer der kleinsten der Erde ist: das Fürstentum Liechtenstein. Johann Kaiser, Sohn eines Fotografen, Weltenbummler, Meister der Manipulation, lebt unter falschem Namen an einem unbekannten Ort. Mit dem Verkauf gestohlener Kundendaten einer großen Bank hat er so gut verdient, dass es sich unbesorgt leben ließe - wären da nicht die Verleumdungen aus seiner Heimat, die aus ihm einen Verräter machen wollen. Im Versuch, die Deutungshoheit über sein Leben zurückzuerlangen, greift Johann zu Stift und Papier.

Benjamin Quaderer hat einen tollkühnen Debütroman geschrieben über die Macht des Geldes und die Macht des Erzählens. Das Porträt eines Hochstaplers, der die Gesellschaft spiegelt, die er betrügt.

Benjamin Quaderer, geboren 1989 in Feldkirch, Österreich, und aufgewachsen in Liechtenstein, studierte Literarisches Schreiben in Hildesheim und in Wien. »Für immer die Alpen« ist sein erster Roman, er wurde ausgezeichnet mit dem Rauriser Literaturpreis, dem Debütpreis der lit.Cologne sowie dem Uwe-Johnson-Förderpreis.

Textauszug
1.

Wie kalt die Welt war. Wie ungemütlich und trist. Das Licht im Kreißsaal war schwach, Regentropfen schlugen gegen die Fenster. Alfred saß am Bett und hielt sich das Bein. In einem Anflug schweren Ärgers hatte er gegen den Kaffeeautomaten im Flur des Landesspitals getreten, weil der sein Geldstück verschluckt hatte, ohne eine Gegenleistung zu erbringen. Im Versuch, mich zum Lachen zu bringen, beugte er sich über mich und schnitt eine Grimasse. Vor lauter Entsetzen, dass ich mit diesem Menschen den Rest meines Lebens verbringen würde, stieß ich einen Schrei aus, der die Scheiben in den Fensterrahmen zum Schwingen brachte. Der Schrei echote sich aus dem Gebäude hinaus, umschwirrte die Spitze des Kirchturms und rang der Glocke darin zwölf Schläge ab. Durch den Türschlitz drang er in das Regierungsgebäude - das Gute an Vaduz ist seine Kompaktheit, alles liegt unmittelbar nebeneinander -, fegte durch den Landtagssaal und verschaffte sich Zutritt zum Büro von Regierungschef Dr. Gerard Batliner, der mit der Stirn auf der Tischplatte schlief. Als mehrere Aktenordner aus dem Regal fielen, erwachte Dr. Batliner und wusste nicht, wer er war. Der Schrei johlte hinaus in die Hauptstadt, ließ die Scheiben des Juweliers Huber zu Bruch gehen und raste den Hang hoch, bis er das auf einer Felsterrasse thronende Schloss erreichte. Er drang durch die schweren Gemäuer, jaulte im Keller an den Schätzen der Fürstenfamilie vorbei, den Picassos und Rembrandts, den Cranachs und Botticellis, ehe er in einem der oberen Gemächer das träumende Fürstenpaar von und zu Liechtenstein in einem Himmelbett liegen fand. Fürst Franz Josef II. umarmte Fürstin Gina im Schlaf, er war das kleine Löffelchen, sie das große, dann fegte der Schrei an den schlafenden Prinzen und Prinzessinnen vorbei ins Zimmer des ältesten Sohnes und Thronfolgers Hans Adam II. Dieser erwachte, hörte den Schrei rumoren und zog die Bettdecke bibbernd bis über den Nasenrücken hoch. Der Schrei entschwand hinaus in die Nacht, stieg bis an den höchsten Punkt des Kleinstaats, 2599 Meter lag der Gipfel des Grauspitz über dem Meer, ehe er in tosender Lautstärke explodierte. Sein Echo hörte man noch lang in den Tälern: der Datendieb, der Datendieb ist geboren.

»Ein typischer Widder«, sagte die Hebamme lächelnd. Alfred stand beleidigt am Fenster. Der Himmel riss auf und gab die Sicht auf einen sichelförmigen Mond frei, der den Kreißsaal in silbernes Licht tauchte.

»Das ist interessant«, sagte die Hebamme und deutete in den Sternenhimmel: »Sehen Sie nur, Herr Kaiser, im zweiten Haus, dem Haus des Stieres, ist eine große Konzentration von Planeten zu beobachten.«

»Ah ja«, sagte Alfred.

»Sie müssen wissen, dass das zweite Haus die Welt der konkreten Gegenstände symbolisiert. Mond, Venus, Saturn und der Kleinplanet Chiron sind in dieser Nacht anwesend.«

Alfred nickte lustlos.

»Der Mond«, erklärte die Hebamme, »steht für Besitz und Beständigkeit. Die Venus deutet auf Geschäftstüchtigkeit, aber auch Sinnlichkeit hin, Saturn ist ein Zeichen von Sparsamkeit, und Chiron steht für Ehrgeiz und das Bedürfnis nach Sicherheit.«

»Soso«, sagte Alfred.

»Wenn wir den Sternen Glauben schenken dürfen, wird der kleine Johann viel Energie darauf verwenden, Besitz anzuhäufen.«

Alfred horchte auf.

»Johann wird ein sparsamer Mensch sein«, sprach die Hebamme weiter, »der durch harte Arbeit zu viel Geld kommen wird.«

Alfred suchte nach meiner Hand. Die Hebamme lächelte wissend. Wie recht sie mit ihrer Voraussage haben würde, sollte sie nicht miterleben. Drei Jahre nach meiner Geburt kam sie bei einem Skiunfall in den Schweizer Alpen ums Leben.

Das Zimmer, das ich in den ersten Jahren bewohnte, war in hellblauer Farbe gestrichen, hinter der man den vormaligen Rosaton noch sachte durchschimmern sah. In der Mitte des Raumes stand ein von Holzstäben umgebenes Bett, die mir bis an die Decke zu r

Beschreibung für Leser
Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

Buchdetails

Titel: Für immer die Alpen
Untertitel:Roman
Autor:Benjamin Quaderer
Verlag: Luchterhand Literaturverlag
Erscheinungsjahr:2020
Sprache:Deutsch
592 Seiten
ISBN-13: 978-3-641-24964-9

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